Mittwoch, 29. Dezember 2010

Schwaratzkies in Australien



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….Würstchenkette!

Grüße aus Cairns von der Waterfront aus Queensland. Das Ortsschild hat nichts weiter zu sagen, außer, dass es dort die Josephinfalls im traumhaften Regenwald gibt (Für die jungen Leute unter uns: Regenwald sieht hier so aus wie im Dschungelcamp mit Dirk und Sonja) und wir offensichtlich mit Appetit daran vorbeigekommen sind.
Wir hatten heute einen tollen sonnigen Tag auf dem Meer mit Schnorcheln und Tauchen im Great Barrier Reef, was wir nicht mehr zu träumen wagten. Katja konnte sogar mit einer Schildkröte tauchen, damit war all der Regen wettgemacht.

Weihnachten haben wir mit Mara und Golo hier in Cairns gefeiert. Am 24.12. waren wir abends in einer Kirche, haben Lieder gesungen und danach sind wir zum Kaffee und Kuchen eingeladen worden, die Einladung war unmißverständlich und Widerrede wurde im Keim erstickt. Dann sind wir im strömenden Regen, unser treuer und uns ergebener Freund, Richtung Caravanpark-Heimat geschippert. Unter der Veranda unseres regendichten Domizils konnten wir noch halbwegs trockenen Fußes unser Essen grillen und spielend den Abend ausklingen lassen. Am 25.12. mußten wir bereits nach 2,5 Wochen die beiden Richtung Deutschland in die ungewisse Eiswüste der europäischen Flughäfen und freidrehenden deutschen Transportmittel verabschieden (Sie sind angekommen). In Europa herrscht das Schneechaos, hier regiert der Regen: Sturm, Überflutung, gesperrte Straßen, abgedeckte Dächer und evakuierte Viertel, also genau die richtige Zeit, um den geordneten Rückzug anzutreten, was wir morgen früh in die Tat umsetzen. Hier beteuern die Menschen lustigerweise, dass es der schlimmste Regen seit mindestens 30 Jahren sei. In einem Reisebericht, den ich gerade lese, sagen sie das bereits im Jahr 2000 als es so stark regnete.

Doch nun folgt der Rückblick der letzten drei Wochen. Lehnt Euch zurück, holt den bereits etwas trocken gewordenen Rest der Weihnachtsschokolade raus, den ihr auch keinen verspäteten Gästen mehr andrehen oder weiterschenken könnt, macht einen heißen Kakao, stellt begleitende Musik an und befehlt jemandem bereits das Käsefondue vorzubereiten….

Unsere letzte Meldung kam von Kho Phi Phi Ende November. Ich möchte noch zu Thailand für die Fußballer nachtragen: Ich habe auf einer Insel, die beinahe weniger Einwohner als eine Fußimannschaft hat, live St. Pauli gegen Werder gesehen und Champignonsleague! Ansonsten schauen die gerne englische Liga. So weit dazu. Nach unseren ausgiebigen Schnorchel,- Tauch- und Strandvergnügungen im Golf von Thailand, die länger ausfielen als eigentlich geplant, war es dringend an der Zeit, unseren Weg mit einigen Tagen Verspätung über Phuket nach Malaysia und Singapur zu machen. Die delikate Ein- und Ausreis nach Malaysia und dann Singapur klappte problemlos, trotz fehlendem Ausreiseticket und nicht kontrollierten Taschen auf möglichen Drogenschmuggel, der hier ja durchaus noch mächtig bestraft wird, wurde Katja dann doch aktenkundig bei der örtlichen Polizei. Diesmal hatte ich keine Peitsche dabei, aber ein Gegenstand, der in Singapur unter das Waffengesetz fiel und wir also pflichtbewußte, aber leider auch bis auf die Zähne bewaffnete Touristen auch bekanntgeben wollten. Wir wollten es einfach nur da lassen und unseren Bus zur Weiterfahrt bekommen, aber nein, es kam anders. Der erste Sicherheitsmann erkannte den gefährlichen Gegenstand gar nicht, dann wurden Dokumente ausgefüllt und Katja mußte (sie hatte ihren Ausweis zur Verfügung gestellt) in die weitläufigen Katakomben des Einreisecenters der resoluten Beamtin folgen- ich durfte mit freundlichen Nicken passieren und die schwülwarme Luft der neugewonnen Freiheit erleichtert einatmen. Katja wurde dann auch noch unversehrt entlassen. Die Busfahrten verliefen mit den normalen Ärgerlichkeiten, die dann auch einmal von einem arroganten Typen mit den Worten „This is Asia, you are not in Europe!“ kommentiert wurde- Und Du rüttelst wohl am Ohrfeigenbaum, oda wat, Freundchen? (Danke, Golo). Ein anderer Bus hatte 1,5h Verspätung, aber der Fahrer verließ dennoch unseren Bus gleich nach der Abfahrt, kaufte sich schweigend einen ganzen gegarten Fisch irgendwo auf einem Markt und schmiß ihn in einer Tüte hinten zu uns in den Minivan. Er stieg dann auch noch einmal später einfach aus und wir konnten ihm beim Shoppen und parlieren zusehen. Sinn für Kurzweil, der Mann. Malaysia und Singapur haben wir im Sturm genommen und nach 5 Tagen wieder verlassen.

Am 07.12. haben uns in aller Frühe Mara und Golo in Brisbane erwartet, die bereits 2,5 Wochen mit dem Auto die Ostküste von Sydney gen Norden gefahren sind. Sie verfügten bereits über genügend Regenerfahrung, um eine gewisse bittere Ernsthaftigkeit im romantischen Wort „Campen“ erkennen zu lassen. Ich war mir zuvor bewußt, dass es kein Zuckerschlecken ist: Das Leben in der Wildnis und auf der Straße ist eben hart, entbehrungsreich und einsam. Ein Spielball im Wankelmut der Naturgewalten und der einheimischen Camperhorden: Oh ja, ich sah uns schon, die verwegenen Trapper Gorgous Gerry und Grumpy Golo mit ihren herrlichen Frauen Caramel Katja und Marvelous Mara am Gaskocher unter dem Kofferraumdach feig vor dem Regen duckend mürrisch unsere Fertig-Lasagne im Topf machen. Äh, falsch, das wollte ich nicht schreiben, so war es natürlich: Mit Kippe im Mundwinkel und gleichzeitig Kautabak spuckend kauend, Bohnen im zerbeulten Topf auf dem offenen Feuer kochend, der Sattel als Lehne, alles hat seinen Sinn in der Prärie, was keinen hat, das macht Sinn. Wir reden über die letzten Diebe, die wir zur Strecke gebracht und gehängt haben und das wir das nicht für den Ruhm machten, sondern aus Überzeugung und Gerechtigkeitssinn. Die Pferde grasen im Hintergrund vor dem Sonnenuntergang… Plötzlich im Schatten der Büsche meine ich ein Augenpaar zweier Komantschen den Feuerschein reflektieren zu sehen, auf in den Kampf Mann gegen Mann! Gott bewahr, es waren nur Katja und Mara nach der Abendtoilette vom klimatisierten Klo, Dusch, Wäscherei- Komplex in der Mitte unseres modernen Top Tourist Caranvanparkes mit 4 Sternen direkt neben dem Tennisplatz und dem Fernsehraum. Da haben die beiden aber Glück gehabt, dass ich sie nicht für feindlich gesinnte Indianer auf der Suche nach einem Skalp gehalten und ihnen eine Kugel geschickt hätte, knapp wars immerhin. Das sprach ich auch gewichtig aus. Na gut, ich durfte nicht mehr Benjamin Blümchen als Cowboy hören. So müßt ihr Euch es ungefähr vorstellen. Na gut, die Realität liegt sicherlich irgendwo in der Mitte.

Wir schliefen friedlich in den Zelten, kochten auch mal Bohnen und Linsen, wachten morgens früh vor 6 auf den Punkt gegart in knallender Sonne auf, flüchteten mit den Zelten in eine offenen Küchenzeile, wo wir uns mit einem anderen Paar den Betonboden teilten, abgesehen von den sich im Licht offenbarenden Vielfalt des australischen Regenwaldes, flüchteten in ein Hostel, da der Sturm und Regen die Zelte durchdrang. Somit war alles dabei. An Maras Geburtstag in Maroochydore wurde gesurft und ich dokumentierte die grazilen Stehversuche der Landratten auf den Brettern, die die Wellen bedeuten. Sie stellten sich gut an, aber Golo geht als unschlagbarer Wellenreiter aus dem Urlaub. So wie er sich dort bewegte, könnte man direkt Voltigieren vorschlagen. Wir fuhren auf das grandiose Fraser Island über das unglaublich verregnete Rainbow Beach und Hervey Bay mit Dünen und versteckten Seen mit, klaren Regenwassersee und einem Sonnenaufgang um 4 Uhr, natürliche Pools direkt an der haiverseuchten Küste, wilde und zahme Dingos, festgefahrene Jeeps im brutal heißen Sand. Wir hatten auch perfektes Wetter, obwohl es die Tage zuvor wieder fürchterlich geregnet hatte. Weiter ging es unter anderem an Bundaberg und Rockhampton vorbei. In Bundaberg steht die berühmtes Destilliere und meine Lieblingsgeschichte ist, dass die Fabrik einmal abbrannte und sich das zuckersüße Feuerwasser in den Fluß ergoß und reihenweise Fische bis zur Bewußtlosigkeit abfüllte, so dass diese heillos betrunken und hilflos an der Oberfläche trieben oder auch am Alkohol betrunken ertranken. Jedenfalls starker Abgang - wie der Rum wahrscheinlich auch. Da unsere Erfahrung mit Fraser so gut war, versuchten wir dem Wetter vom Festland auf die nächste Insel zu entkommen: Great Keppel Island. Das Wetter war wie erhofft sagenhaft und die Insel war sehr verlassen. Wir machten eine Wanderung durch den Wald und erfreuten uns an dem Mangel am kartografischen Verständnis und fehlenden Eifer der Aktualisierung von Wegen der Inselbewohner, selbst wenn man den Wisch einer Karte zum Hinter abwischen hätte nehmen wollen, hätte man nicht den Weg zu den betreffenden vier Buchstaben finden können. Als wir auf einem Hügel plötzlich wilden Ziegen gegenüberstanden, wunderten wir uns nicht schlecht. Ein Engländer meinte, dass das vor langer Zeit eine Maßnahme gewesen sei, Ziegen auf Inseln auszusetzen, um eventuellen Schiffbrüchigen Nahrung zu bieten. Sehr edle Geschichte, aber den Wahrheitsgehalt kann ich nicht beurteilen, wir haben jedenfalls trotz aufkommenden Appetits unsere Selbstlosigkeit bewiesen und dem nächsten verlorenen Wanderer das Viech überlassen. Ansonsten gab es auf der Insel mehr Opossums als Menschen. Wir konnten noch einen kurzen Abstecher in die Anfänge des Outbacks nach Charters Towers unternehmen, wo jedoch noch alles frisch und grün war, welche Wüste hätte auch diesen Wolkengüssen noch Trockenheit entgegensetzen können? Dann waren wir auch schon in Carins angekommen.

Wir wünschen Euch einen guten Start in das neue Jahr und werden uns so schnell wie möglich wieder melden

Eure Schwaratzkies

Donnerstag, 2. Dezember 2010