Montag, 23. Mai 2011
Schüss bis morgen
Nach 14 Ländern und mehr als 14.000 gefahrenen Kilometern (ups, allein in Afrika…), 5 vollen Tagebüchern, 7 Flaschen Sonnencreme, mindestens 6 Naturkatastrophen, gefühlten eine Million kritischen Bergpässen und vieler spaßiger Erlebnisse sind wir am Ende unserer Zeit angekommen.
Der Vollständigkeit halber sei noch berichtet:
Wir haben noch schnell Swasiland durchfahren, den Blyde River Canon besucht und ein paar schöne Tage im Krüger Nationalpark verbracht, wo wir noch einige Tiere zu Gesicht bekommen haben. Verabschiedet haben wir uns bei der Kontrolle am Augangstor mit der Antwort auf die Frage, ob wir Wildereigut im Van hätten, dass dort nur ein Elefant sei. „Den behaltet man ruhig“, war seine Entgegnung.
Ins letzte Album haben wir noch eine kleine Auswahl an Bildern zugefügt, die während unseres letzen afrikanischen Frühstücks hochgeladen werden, damit ihr Euch auch die Zeit vertreiben könnt, während wir wegen der isländischen Aschewolke in den Arabischen Emiraten nach Öl graben.
Wir danken euch für eure Leseausdauer, das ganze Feedback und die Aufmerksamkeit, die ihr uns geschenkt habt und verneigen uns vor eurer Leistung, die zugegeben langen Texte und vielen Bilder gelesen zu haben.
Dienstag, 17. Mai 2011
Montag, 16. Mai 2011
Die Zeit rennt, wir troedeln
In Jeffreys Bay konnten wir auf eindrucksvollen Wellen den Surfern zusehen, die zwischen Dutzenden von Delphinen ihre Beine vom Brett baumeln ließen und mit ihnen durch die Wellen schossen. Nach Partyleben, das man ihnen nachsagt, sah das bei den Surfern aber wahrlich nicht aus, denn die gingen alle tapfer um 7 Uhr morgens bei Nieselregel aus dem Haus, um sich bei Flut in die Suppe zu stürzen, wenngleich sie am Vortag noch bis ca. 18 Uhr im kalten Naß waren. Hier kann ich mal eine Weisheit eines Tauchlehrers zum Besten geben, wenn man sich nachdenklich über den aufkommenden Sturm und den eigenen Tauchgang äußert: „Believe it or not- you gonna get wet anyway“. Sehr hilfreich, danke. Es sah jedenfalls beeindruckend aus, wie sie inmitten der Delphine schwammen, nur fragten wir uns nur die ganze Zeit, ob wir das Vertrauen in unsere Augen aufbringen könnten, ihnen zu glauben, dass das nun nicht ein Hai sein könnte.
Im Vergleich zu den ländlichen Bereichen Südafrikas und besonders zu Namibia, sind die bisher genannten Städte meist ziemlich touristisch und vergleichsweise wohlhabend. In Jeffreys Bay gab es sogar eine künstliche Lagunenstadt, Marina Martinique, mit Bootszugang zum Meer viel Stacheldraht und bewachten Toren. Das alles dann klassischerweise neben dem großflächigen Slum, der aber relativ gut beisammen schien, sauber und aufgeräumt und aus größtenteils kleinen Häusern bestand, die alle, wie wir vermuten, neue Solaranlagen aufm Dach haben. Die obligatorischen Blechhütten standen dann als Backup-Haus dahinter als ob sie sich dann doch davon nicht trennen konnten. Hier im vermögenden Bereich der Ostküste und insbesondere der Gardenroute, sind deren Problem nicht die Verwahrlosung der Innenstädte, sondern die wuchernde Pest der Immobilienläden, die manche Straßen durchziehen wie bei uns die 1-Euroläden und Billigfrisöre. Die richtigen Großstädte entlang der Küste sind jedoch wahrlich häßlich, so z.B. Port Elizabeth, wo es zur WM echt traurig gewesen sein muss. Gleiches gilt für East London. Durban dagegen geht schon wieder aufgrund des langen Strandes und bietet sich als guter Standpunkt für Unternehmungen an. Ein Zeichen, dass in einer Gegend zu viele junge und soo coole Leute leben ist, dass die Städte ihre Namen verlieren, wie es auch hier geschieht: Port Elisabeth: PE!, Plettenberg Bay: Plett, Jeffreys Bay: J‘ Bay, Johannesburg: Jo‘ Burg.
Doch zurück zu den Tieren: Dann sind wir endlich wieder in einen Nationalpark, in den Addo-Elephant-Park, und haben dem Regen zum Trotz viel gesehen. Unser letzter Safariversuch scheiterte ja im Grenzgebiet zu Namibia und insofern hatten wir einiges nachzuholen. Wir haben eine Nachtsafari gemacht, die so sterbenslangweilig war, dass ich eingeschlafen bin und sogar ein Hase mehrmals versuchte, von unserem Auto überfahren zu werden, während uns unser Fahrer über die Vorzüge der Tatsache aufklärte, dass nur er die Taschenlampe benutzen durfte. Wir haben viele Elefanten getroffen, die Hyänen nur lachen gehört, aber dafür Löwen und Erdmännchen aus der Ferne beobachten können. Bei den Elefanten haben wir es wirklich geschafft, unbewußt das wichtigste Gebot des Parks zu mißachten: Keine Zitrusfrüchte im Auto, weil die Elefanten auf die abgehen wie nüscht und somit gerne die Autos auseinander nehmen, die welche in sich haben. Nun ja, wir wunderten uns schon ein bißchen, als auch der zweite Elefant uns offensichtlich hinterherlief und ich ihm wegfahren mußte, bis es uns endlich wie Schuppen von den Augen fiel. Wir haben sehr sehr viele Kudus und Pumbas gesehen und wer den Film König der Löwen kennt, der weiß, dass der arme Pumba Probleme mit der Verdauung hat und öfter mal ein Lüftchen lassen muss. Wir haben festgestellt, dass diese Schweine auf oral imitiertes Pupsen wunderbar reagieren. Disney sei Dank, wieder was über die Kommunikation von Tieren gelernt.
Damit hatten wir dann wieder das Abenteuer gewittert und waren wieder für Schandtaten bereit:
Katjas Surfwille wurde jedoch vom Wetter gebrochen (und der Tatsache, dass in einem Stranddorf nach 5 Todesfällen durch Haie die Surfschule geschlossen hatte) und mein Tatendurst wurde auch vollends gestillt. Ich hatte mich für einen Ausritt entschieden, weil ich mir das besser vorstellte, als morgens um 8 im Ozean zu planschen. Mein Gaul war aber so dämlich, dass er während einer Pause als ich die Zügel lockergelassen hatte und umgedreht quatschte, in einen Elektrozaun hineingraste. Mit dem Ergebnis, dass ich unter die Hufe geriet. Er hat mit seinem Huf um wenige Zentimeter die Kronjuwelen verfehlt, die Zukunft unseres Landes ist gerettet! Ich habe nun etwas meiner berüchtigten katzengleichen Beweglichkeit eingebüßt, bin aber sonst wohl auf.
Wir haben es für uns ein wenig überraschend geschafft, am Ende unserer Reise nicht zu sehr in Aktionismus zu verfallen und noch möglichst viel an Weg schaffen zu wollen. Wir haben 3 Nächte im abgeschiedenen Port St. John verbracht mit Wandern, Lesen und Wellen zusehen und nun unsere Zelte in St. Lucia aufgeschlagen, um von hier aus die Umgebung zu erkunden. Einer kleinen Stadt am Indischen Ozean, durch die abends die Nilpferde streifen und der Dank der Nähe zu Mosambique ein relativ mildes Klima gegeben ist. Wir waren in einem relativ kleinen Nationalpark, der uns aber eine Vielzahl von spektakulären Beobachtungen brachte, wie ihr an den Bildern sehen könnt. (Tja, muss auf Grund technischer Probleme leider nachgereicht werden.) Die Geparden mit ihrer Beute direkt neben der Straße und die vielen Nashörner in unmittelbarer Nähe waren die Highlights. Es ist erstaunlich, was ein erschrecktes Zucken eines Nashorns mit dem menschlichen Puls so anstellen kann, wenn das Tier nur nah genug am Auto ist.
Randbemerkungen: Ich wurde schon wieder beim Fahren ohne Führerschein erwischt. Nur diesmal waren wir gerade dabei, den Polizisten zu bestechen als ein höherer „Beamte“ kam und unserer sich dabei nicht ertappen lassen wollte und uns ungeschoren ziehen ließ. Hoffentlich das letzte Mal.
Donnerstag, 5. Mai 2011
Asantis quana Matschbanana
Da unsere Tage immer kürzer werden, die Nächte immer kälter und der Regen immer öfter den Tag fest im Griff hat und von Euch bereits so viel Rückmeldung kam, beenden wir doch die Reise mal mit einem Feuerwerk der Texte und Bilder. Wir sind nun wieder in der Legalität und auf festen Straßen in urbanen Gegenden auf der Garden Route angekommen. Das ist eine ganz andere Welt, sehr reich und europäisch. Alles ist sauber, sogar die Slums, die Leute joggen morgens und gehen dann in einem der unzähligen Restaurants am Hafen Austern essen. Nach einem Zwischenstop bei unserem Freund in Citrusdal (Und zwei Berliner getroffen), sind wir an Kapstadt vorbei nach Hermanus gefahren. Auf der Fahrt durch die Pässe der Cederberg-Ranch war deutlich zu sehen, dass uns der Winter eingeholt hat, denn die Berge tragen teilweise schon Schnee und die Temperaturen fallen sehr tief. In Hermanus regnete es dann passenderweise auch und wir nutzten die Situation in einem gemütlichen B&B fröstelnd den Tag im Bett zu verbringen UND (besonders zur Freude Katjas) dabei die Hochzeit von Kate und William zu schauen. Wir fanden auch, dass die Schwester (und ihr Hintern) sehr hervorstach. Der Lippenleser hat natürlich keine Peinlichkeiten gefunden und die Queen war überraschenderweise sehr ausgelassen. Soweit meine Einschätzung.
Wir haben beschlossen, aufgrund der Verschlechterung der Sightseeingqualität, kurzerhand die Intensität der Erlebnisse zu erhöhen. Katja hat sich mit Weißen Haien im Meer getummelt und ich bin auf einem gefiederten Straußensteak geritten. Wir würden beide jedoch nicht mit dem anderen tauschen wollen. Kennt ihr diese Grillzangen für Fische? So eng muss man sich den Tauchkäfig vorstellen und dann wird noch nen Deckel draufgepackt, damit der Taucher vollends hilflos ausgeliefert ist- na herzlichen Dank und Tschüß. Der feine Unterschied ist nur, dass der Fisch die Endgültigkeit dieser erbärmlichen Situation nicht mehr spürt, da er bereits dahingeschieden ist. Aber sich sicherlich nicht freiwillig in diese Situation begeben würde. Der menschliche Haihappen hingegen bei vollem Bewußtsein, mir unvorstellbar. Ich hielt mich auf dem schaukligen Dach auf und habe mir angesehen, wie dieses Monster seine engen Kreise, um unser -meinem durch Haihorror-Filme geschulten Blickes- zu kleines Boot drehte. Es war ziemlich starker Wellengang und ganz und gar kein Badewetter für Leute, denen wie mir die Badewanne gerade tief genug ist. Zuerst war nur ein ‚normaler‘ Weißer Hai mit 3,5 Meter da, um sich mal „neugierig umzuschauen“- was ich nicht glaube, die haben eindeutig Hunger. Wie allseits beteuert in seiner natürlichen Umgebung und sie würden die possierlichen Geschöpfe auch niemals anlocken oder füttern, damit der Hai den Menschen nicht mit Fressen verbindet. Sprach er, während sein Kollege wie irr Blut und Gedärme ins Wasser kippte und er mehrere Fischköppe an einem Seil befestigte, mit dem er den Hai zur Oberfläche nah ans Boot lockte. Der erste Hai vollführte spektakuläre Angriffe auf den Köder, dann kam jedoch ein 4,5 Meter Tierchen mit eindeutig massigerem Körper und egal, was einem die Tierschützer erzählen, die Viecher sind einfach monströse Killermaschinen, da gibt es nichts dran zu deuteln und der andere nahm auch reiß aus. Da beschlossen die mutigen Käfiginsassen freundlich aber bestimmt um ihre Freilassung zu bitten, das war ihnen dann doch zu viel des Heldentums. Verständlich. Da reite ich doch lieber gediegen auf wildgewordenen Straußen und verkaufe dies als Respektzollen vor dem Lebewesen, bevor ich sie esse. Ich fange halt lieber mein Essen, Katja läßt sich lieber vom Essen fangen.
Wie der Titel schon sagt, haben wir gerade König der Löwen gesehen. Katja hat das Glanzstück vollbracht, vor der einzigen traurigen Szene, dem schrecklichen Tod Mufasas durch Scar einzuschlafen, so dass ich dieses Jugendtrauma noch einmal allein durchleiden mußte. Ansonsten haben wir nicht nur den Rat Timon und Pumbas beherzigt, Hakuna Matata, sondern auch den Franz Beckenbauers, dass sich doch jeder Deutsche sein Land einmal von der Luft aus dem Helikopter heraus angesehen haben sollte. Wir haben uns aufgrund unserer urlaubsbedingten Abwesenheit statt der Zitadelle halt für die Victoria Fälle von Helikopter aus entschieden und haben sogar 15 Minuten Flugzeit (Und die Verdopplung des Preises!) geschenkt bekommen und hatten dadurch noch einen haarsträubenden Flug in dem Canon, durch den der Zambezi mit Urgewalt und fürchterlichen Wellen rauschte. Nach den Fällen verließen wir die Gegend durch Botswana. Das ist hier ein vergleichsweise reiches Land, was einem sofort ins Auge springt. Vor unser Grenzüberfahrt per Fähre konnte ich für eine Packung angefangener Kekse und meinen einen bunten Billig-Karabiner aus Pokhara eine Holzmaske und nen Nilpferd tauschen, so sehr herrscht hier die Armut, eigentlich wollten sie nur Brot. In Botswana fand hingegen auf der erstbesten Straße ein Fahrradrennen von Europäern statt mit voll ausgestatteten Materialwagen, Wasser- und Essenstops und Zielfahnen. Wir haben dann noch beschlossen, dem Haupttouristenziel Botswanas einen Besuch abzustatten, dem Okavango-Delta, obwohl wir eigentlich schon aufgrund der Arroganz der Polizisten, der zu großen Anzahl von Straßen für Geländewagen, zu vielen Schlaglöchern, ausschließlichen Vorbuchen von Unterkünften in Nationalparks, Regen etc. bockig waren. Da hier natürlich der Wasserstand so hoch wie selten war, konnten wir eine Tour ins äußere Delta machen mit Stechkänen im Schilf, was für mich dann schon eine etwas zu sehr kontemplative Angelegenheit ist und bei einer Sichtweite von 30 cm (Eben bis der Schilf auf beiden Seiten beginnt) ist das einzige worüber man wirklich was erfährt, das eigene meditative Selbst. Das ist wie Spreewald- nur statt Gurken Elefanten. Ist natürlich etwas übertrieben. Wir machten die Tour mit einem deutschen Ärztepaar aus Bochum (Er fragte ihren Bootsführer auch nach einer Stunde beschaulichen Schilfsbeschauens, ob hier denn Nilpferde seien? Selten. Elefanten? Ja, sieht man so aber nicht. Schlangen? Eigentlich nicht so häufig… und so weiter.). Aber aggressive Ameisen gab es in Hülle und Fülle. Anfangs sind wir mit dem Motorboot durch die Kanäle gedüst und haben viele Vögel gesehen, obwohl wir beide Venezuela ein um weiten besseres Vogelerlebnis zugestehen müssen. Wir haben dann noch eine Wanderung auf einer Insel gemacht, die davon beendet wurde, dass die Elefanten auf unserem Weg standen. Er versuchte sie entnervend aussichtslos zu verscheuchen, indem er mit einem Stock auf nen Busch einschlug und erstaunlicherweise keine Reaktion bekam, was er mit einem Schulterzucken a la „Ich hab ja schließlich alles gegeben, ihr habt‘s gesehen“ in unsere Richtung quittierte. Er stecke sich dann beiläufig eine abgerissenen Handvoll Schilf in das eine Nasenloch, woraufhin die HNO-Ärztin ihn direkt trocken fragte, warum er sich Gras in die Nase stecken würde. Er meinte ganz selbstverständlich, von der anderen Seite käme kein guter Geruch. Ok, belassen wir es lieber dabei.
Mit denen und einer Finnin, die kürzlich ein Bewerbungsgespräch per Skype geführt hat und zwar für eine Stelle bei einem Ministerium, haben wir dann noch einen Flug mit einer Kleinmaschine über das Delta gemacht. Das ist der einzige und relativ günstige Weg, die schiere Größe zu erfassen
Da die Temperaturen wie gesagt sinken, wurden die Feuer abends vom mückenverscheuchenden Nutz- und Romantikfaktor zum Heizen und einzigen Lichtpunkt in pechschwarzer Nacht gebraucht und die erste Aktion am Morgen in der Dämmerung war das Feuermachen mit klammen Fingern. Das klingt zwar schön ursprünglich und lustig, aber ich kann sagen, dass ich dauerhaft morgens doch lieber ne Heizung habe, sorry Campingromantik. Als uns Gas und Holz ausgingen, schlossen auch die Geschäfte, denn es lag das Osterwochenende vor uns und wir waren bereits wieder in Namibia angekommen und wollten in den Kgalagadi Transfrontier Nationalpark. Auf den Weg dorthin mußten wir in der Kalahari umdrehen, weil eine Straße überschwemmt war und danach bogen wir auch noch falsch in der Wüste ab und fanden uns 1,5h später wieder an der gleichen Stelle. Dann ging uns auch schon der Tank alle und wir hatten keinen Kanister dabei, aber wenigstens hatten wir wieder das deutsche Radio und es lief 101 Dalmatiner. Schlußendlich landeten wir bereits in der Dunkelheit auf einer Farm im Nirgendwo. Wir wurden gleich warm empfangen und bekamen Geleit zum Campen in den Bergen. Es war ein herrlicher Platz. Wir haben tolle Ostern bei dieser Familie verbracht. Als Tiere gibt es einen netten Boerbullen von 60 Kilo, einen Springbok, ein Fohlen, einen Welpen, den Hund Moni, Schweine und Katzen. Ich konnte endlich mal sagen: Da steht ein Pferd aufm Flur! Und es stimmte und aß genüßlich die Pflanzen. Im Garten stand ein zu Schrott gefahrener Wicked mit dem sich welche letztes Jahr hier überschlagen haben. Die waren offensichtlich auch illegal in Namibia, denn sie waren nach dem Unfall verschwunden. Sie lieferten uns oben in den Bergen ab, machten uns Feuer in der Dunkelheit, wiesen uns ein und dann kam noch der 9 Jahre alte Sohn mit dem Quad hinaufgedüst, aber da wußten wir noch nicht, wie gut er mit dem Auto unterwegs ist. Der hat uns die Dünen wie ein Großer hinaufgefahren. Wir hatten ein Outdoorklo und -dusche unter der man zur Erwärmung des Wassers Feuer machen mußte. Wir haben 2 Tage bei Ihnen verbracht und am Ostersonntag Trüffel gesucht Ein Angestellter hatte bereits ne ganze Tüte voll und es ist eine lustige Vorstellung, dass in ner Blechhütte in den Arbeiterbaracken abends einer nen Kilo Trüffel verspeist. Wir haben mehr oder weniger kritisch den neuen Nachbars-Bullen begutachtet, Wurst gemacht, Springbok gegessen, Arbeiter nach dem Osterwochende eingesammelt, Schafe durch die Kalahari getrieben etc. So sind wir in die beste Erfahrung über Land und Leute geschlittert. Dann hieß es Weiterfahrt in den Park. Seinetwegen ist uns diese Route geschehen, doch sollte gerade er sich uns verweigern. Er war voll, wir kamen nur für einen Tagesausflug hinein und kapitulierten vor den schlechten Straßen, auf denen nur ein Fahren mit guter Federung, Geländewagen und Luftdruck von 150 Bar möglich war. Außerdem war das Gras wegen des vielen Regen so hoch, dass eh nichts zu sehen war und die leuchtend roten Kalaharidünen eine schöne Sommerwiese waren. Also kein Park, dafür aber eine erfrischende Reiseroute.
Randbemerkungen: In Kürze finden hier die Wahlen statt, vielleicht lasse ich mich aufstellen, dann wird das doch noch was mit Geraldinien.
Donnerstag, 28. April 2011
Waka Waka - This time for Africa
In diesem Sinne: Muli Shani von den Victoria Fällen! Ich muss hier kurz anmerken, dass nach meinen verärgerten Ausführungen über die Jetbootmanie der neuseeländischen Lonely Planet-Autoren, dieser Reiseführer hier den Victoria Fällen einen Abschnitt der „fine art of sitting“ widmet. Das hat mich etwas besänftigt.
Doch wie sind wir bis hier hin vorgedrungen ins zentralafrikanische Ländereck zwischen Namibia, Botswana, Zambia und Zimbabwe? Eine lange Geschichte….
Begonnen hat alles in Kapstadt. Geplant war bestenfalls ein Abstecher nach Namibia, um von deren Eingang aus in den Kgalagadi Nationalpark zu gelangen, der die Grenzen von Namibia, Südafrika und Botswana überschreitet. Das Delikate an Namibia für uns ist jedoch, dass wir unser Autoversicherung nach nicht nach Namibia einreisen dürfen und nach Zambia nebenbei auch nicht, wo wir uns augenblicklich aufhalten. Doch dazu später. Um uns in Südafrika fortbewegen zu können und günstig zu schlafen, hatten wir uns für einen Mietwagen entschieden. Und zwar wieder für einen Campervan, nachdem wir damit in Neuseeland so eine herrliche Zeit erlebt hatten und frohen Mutes aus Venezuela gebucht. In unserer Preisklasse und gewollten Wagengröße kam nur eine Firma in Frage, Wicked, die auch in NZ und AUS unterwegs ist. Da wir uns ja vornehmlich in Südafrika aufhalten wollten, meinten wir eh auf ein großes teures Allradfahrzeug verzichten zu können. Die Wicked-Autos haben jedoch die zweifelhafte Eigenart, dass sie meist sehr explizite Sprüche aufgesprüht bekommen, die wir nicht wollten und zum Glück auch nicht bekamen. Auch sonst bestechen sie durch offensive farbliche Gestaltung mehr oder minder sinnreicher Motive und Aphorismen und lassen von der ursprünglichen Lackfarbe nur noch eine schemenhafte Ahnung. Unser erstes, wohlgemerkt erstes, Auto hieß Chess und war ein Schachspieler (siehe Bilder) und somit vom Seriositätsfaktor her schon erfreulich hoch im Erwachsenenbereich und wir waren einigermaßen erleichtert. Damit fielen wir schon hinlänglich auf, da das Geschäft mit dieser Art Budget-Camper hier noch sehr jung ist und überall war für staunende Männeraugen gesorgt. Dieser Buntehund-Faktor ist einerseits gut für die Erhöhung der Hemmschwelle für Einbrüche, da der Wagen ungebrochene Aufmerksamkeit genießt und oft viele Leute drum herumstehen, doch andrerseits sollte man sich tunlichst nicht durchgehend als öffentliches Ärgerniß gebaren, da auch die Erinnerung an uns Insassen an den Wagen gekoppelt ist. So wurden wir in einer dunklen Abendstunde in einer halb überschwemmten Grenzstadt in Botswana am Zambesi von einem uns unbekannten Reiseleiter einer deutschen Campinggruppe (ihre Zelte werden vorab aufgebaut und Verpflegung ist auch von Zauberhand vorbereitet, das Feuer knistert und sogar die Stühle im Kreis aufgestellt, wenn sie kommen, pff. Ich bin mir sicher, dass die schwarzen Heinzelmännchen auch den Abwasch erledigen) mit den Worten gegrüßt, dass er uns vor ner Woche in einem Nationalpark in Namibia gesehen hätte. Hoffentlich waren wir da halbwegs anständig oder wenigstens vollständig gekleidet, schoss uns durch den Kopf. (ja Schatzi, ja ok: Man muß sich nur um meine Einstellung zu westlichen Kleidungsstandards Sorgen machen. Siehe Bilder) Wir stellen übrigens gerade fest, wie lange man ohne Waschmaschine auskommen kann, wenn es sein muß. Da wird jeder Sabberfleck auf dem frisch zusammengestellten Reste-Kostüm zur Staatsaffäre. Denn da die Kleidung so sehr zur Neige geht, war ein frischer Nutella-Klecks ein vergleichbar zu bestrafendes Vergehen wie das Verlieren eines Stückes Brot im Käsefondue bei „Asterix und Obelix bei den Schweizern“. (Helft mir, man durfte dreimal das Brot verlieren. Die letzte Stufe war, im See versenkt zu werden, oder?). Nur mal so nebenbei: Das ist die Literatur, mit der ich mich so auseinandersetze, während Katja sich abends im Campervan in den Nobelpreisträger „Roman eines Schicksalslosen“ vertieft. Auf die korrekte Zitation verzichte ich an dieser Stelle einfach mal, haha, sorry Gutti.
Nun ja, wir konnten bis Dato noch keine wirklich verheerenden Naturkatastrohen in Afrika verzeichnen und um ein bißchen Würze in die Suppe zu bringen, war zur Abwechslung mal nicht das Land auf dem wir liefen, sondern das Auto nach ein paar Tagen sorgfältig ramponiert und unsere kurzfristige Planung mit einem Zug Schach matt gesetzt. Unser Fahrzeug Chess war das Bauernopfer und wir bekamen schlußendlich ein mit auf beiden Flanken verschiedenfarbigen Graffiti besprühtes kunterbuntes Auto: Graffi, wie wir ihn kurzerhand mit unserem feinem Gespür für außergewöhnlich scharfsinnige Namensgebung tauften. Unser Graffi ist ein kleiner Wilder und läßt gerne mal die Fetzten fliegen. doch zu den weiteren Pannen komme ich gleich. Dieser Gangster-Wagen entspricht nun auch eher uns vom Aussehen her offensichtlich mutmaßlichen von der Sonne versengten Amerikanern. Die Schnickschnack verkaufenden Schwarzen nennen sich eh schon immer vor uns z.B. Codie, da sie vermuten, wir kämen aus Kalifornien oder Australien. Wenn sich einer früh genug nach unser Herkunft erkundigte, hieß er natürlich im folgenden einseitig geführten Verkaufsgespräch Hans oder Manfred. Der eine Nußverkäufer hieß sogar so, weil sein Vater schon den Namen Wolfgang besaß. Sachen gibt’s. Aber das Auto läuft nun prinzipiell astrein und das Radio spricht auch nicht mehr chinesisch mit uns. Soweit vorerst der kurze Ausflug zu unserem fahrbaren Untersatz.
In Kapstadt wohnten wir einige Tage lang etwas außerhalb des Zentrums in einem sehr anregenden Hostel. Da gab es Missionare, die niemanden zum Missionieren fanden und wieder nach Hause fuhren, eine Gruppe von 50 Afrikanern in der Blüte ihrer Pubertät, die das gemeinsame Klo und die Dusche morgens und abends belagerten und die auch vermutlich beides in beidem machten, wie man meinen konnte, wenn man sich das gewaltige Ergebnis so anschaute. Desweiteren einen autistischen Halbstarken, der uns eines Morgens unsanft dem Schlaf entriss und unseren Puls in die Höhe schießen lies, als er still und starr mit an unserem Fenster plattgedrückter Nase in unsere friedlichen Gesichter stierte. Überforderte junge deutsche Praktikantinnen, eine dauercampende südafrikanische Waldorffamilie, deren Mutter Federn im Haar trug und Katja pantomimisch sehr beeindruckend vom explodierten Wasserkocher „erzählte“ und damit dem Ausdruckstanz aller Ehre machte und deren Kinder Körner und Schleim essen mußten und dabei sicherlich sehnsüchtig auf mein herrliches Müsli (Crunchy Schokimüsli, Schokirosinen, Erdbeerjoghurt halbfett, und ne kleine Schippe extra Zucker, damit es beim Kauen fein knistert), verstohlen schielten. Ein gern nächtlich von allen Gewichtsklassen genutztes Großtrampolin neben unserem Auto und der Besitzer war der erste Anbieter des Käfigtauchens mit Haien. Wie ich finde, eine explosive Mischung und ich bin etwas erstaunt, dass wir ohne nasse Füße dieses sinkende Schiff verlassen haben. Wir hätten von dort zwar in 15 Minuten mit der Bahn in das flächenmäßig sehr kleine Zentrum Kapstadts gelangen können, aber da die Bahnen relativ früh in diese Richtung den Betrieb einstellten, waren wir froh, dass wir schnell rausgefunden hatten, in welchem Parkhaus in der direkten Innenstadt nachts die Schranke offen ist- ha, dem Gebührenteufel ein Schnippchen geschlagen, Katjas Tag gerettet. Also sind wir doch mit dem Auto in die Innenstadt gedüst und konnten so auch endlich mal wieder abends ein Kino besuchen. Auf Robben Island waren wir im Regen und haben eine gehetzte Tour mitgemacht und der Guide/Treiber meinte allen Ernstes, man solle doch die Texttafeln besser abfotografieren, damit man sie später auf dem PC lesen könne. Hier sei nicht genug Zeit, haute der raus. Wäre das nicht eine Gedenkstätte des friedlichen Widerstandes, hätte da die Erde gebrannt, kann ich euch sagen. Desweiteren gibt es von Kapstadt zu berichten, dass es sehr sauber ist, ich beim halb blinden Frisör war und er mir beim Haarewaschen mit seinem Dreckfinger einmal in der Nase popelte und ein anderes Mal im Mundwinkel hängen blieb. Es war gut, dass wir ein wenig Geduld in die Stadt mitgebracht hatten, da der Tafelberg uns verhöhnte und bei mehrmaligen Versuchen, die Fahrt auf ihn anzutreten, die Sichtweite mutmachend mit „Zero“ eingeschätzt wurde. Doch endlich öffnete sich auch diese Sehenswürdigkeit den Schwaratzkies und wir genossen den tollen Ausblick auf die „Mutter“ der Städte. In Camps Bay, einer der Vorbuchten für die Reichen, können wir die Lifesafer/Surfrescue Competition oder wie ich es nenne, Wettspiele der Bademeister, denjenigen empfehlen, die auf knackige Männer in knappen Höschen und knallengen Kappen stehen. Ich persönlich finde ja, dass Bademode Frauen im Allgemeinen einfach besser steht….
Da jeder insgeheim gerne andere Menschen beobachtet, können wir raten, einen Tisch beim Kaffeestand im Supermarkt zur Mittagszeit zu ergattern, denn dort kann man die echten Einheimischen heimlich beim Pommesessen betrachten. Die kaufen sich alle Pommes in einer Plastiktüte mit/oder ohne Hähnchen. Mutig mit Gewürzsalz würzen und entschlossen mit Essig beträufeln, Schwung Ketchup hinzu, gründlich schütteln und samt Verpackung noch mal in die dort aufgestellte Mikrowelle hauen. Als wir das das erste Mal sahen, sprangen wir hinter den nächstbesten Kassierer in Deckung, lernten dann aber schnell, dass die nichts zum Explodieren bringen wollten, sondern nur Hunger hatten. Stets im Dienste der Wissenschaft, habe ich mich auch dieser Aufgabe wacker gestellt.
Doch nun habe ich immer noch nicht erzählt, wie wir nach Namibia gekommen sind und warum wir nun mehr als 2000 Km zu weit im Norden gelandet sind.
Nun denn: Nachdem wir die Pinguine von Simons Town ausgiebig genossen und das Kap der Guten Hoffnung auf tollen Wanderwegen erlaufen hatten, besuchten wir dort noch ein Marinefest, um die Seele des Volkes zu suchen. Dort spielte wie im Film ein Orchester mit größtenteils Weißen Uniformierten Township Jazz und nachdem die Zuschauer mit einigen Michael Jackson Covern aufgelockert waren und Kinder ihre Tanzeinlagen zum besten gegeben hatte, wedelten alle vom Marinechef bis zum kartoffelschälenden Kajütenjungen über das Parkett. Dort konnte man viele tolle Jungensachen machen wie ne riesige Kanone abfeuern (war mir zu teuer, hab aber oft zugeschaut und Katja mußte Video machen, manchmal kann man einfach nicht aus seiner Haut :o), nem Trockendock beim Fluten zuschauen, Geschützfeueranimationen, Helikopterwasserrettung etc. und ne deutsche Curry jab et ooch, na feinchen. Am Eingang haben übrigens die Kinder die Handynummer der Eltern um das Handgelenk gebunden bekommen. Nachdem wir die Außenbezirke Kapstadts/Slums verlassen hatten, führte uns die Straße gen Norden zum wunderschönen Citrusdal und weniger schönen Springbok (außer im Frühling, da blüht hier die Wüste) und danach erreichten wir die Grenze in der Hoffnung, nicht abgewiesen zu werden. Wir wendeten die Technik „Unverständnis und Taubheit“ an, die uns in Asien auch schon viel geholfen hat, da wir die erstaunten Inder mit eigenen Waffen schlagen konnten. Darin ist Katja Schwarzgurtträger, das kann ich bestätigen, wobei sie das auch schon Zuhause vortrefflich mir gegenüber beherrschte. Sie macht das gerne mit leicht indischem Englischakzent, auch wenn die Grenzer unsere deutschen Pässe haben und wir mit einem Graffitiauto mit botswanischen Kennzeichen aus Südafrika kommen. Die Dummespielen-Methode funktionierte. Wir haben auf unserem Zwielichtkonto in Afrika schon einiges an Punkten angehäuft: Mehrere Grenzüberschreitungen mit ausgedachten Fahrzeug-Nummern, fehlenden englischen Sprachfähigkeiten, schwerwiegenden Hörprobleme, Ausgeben des Mietwagens als eigenen, Bestechungen von Beamten persönlich und durch Mittelsmänner, Mitnahme von Fremden als Pfand für eine Fährmannbestechung und jeder mußte den anderen mal an einer Grenze zurücklassen, um mit dem Auto hinter der Grenze Geld zu holen, um den Zurückgelassenen „auszulösen“. Ich Katja bei Beamten, sie mich bei Schleppern. Weiterhin Bußgelder wegen Fahrens ohne Führerschein, Überfahren von Polizeisperren und des persönlichen Bereiches eines Polizisten (wir mußten wieder so weit zurücksetzten, dass er einen Schritt auf unser Fenster zumachen konnte) und ein Posten erwischte uns im Zambia mit illegal eingereistem Auto. All diese Aktionen haben uns in der nötigen Reisespannung gehalten und uns eine gänzlich andere herrliche Route beschert als wir es ursprünglich vorhatten.
Was erlebten wir in Namibia? Begrüßt wurden wir von einem deutschen Radiosender, in dem gerade Operetten liefen und im ersten Lied, das wir hörten, lautete der Refrain ernüchternderweise folgendermaßen: „Ich bin kein Mensch, nur ein Nigger, ein kleiner Johnny.“ Zum Glück gehören derartige Ausfälle hier nicht zur Tagesordnung und einen Debattenbeitrag um den Zustand des Zusammenlebens in Namibia können wir hier an diese Stelle eh nicht leisten. Wir freuten uns einerseits einfach über die deutsche Sprache, andererseits ist der Sender abseits dieser schrecklichen Textes herrlich bescheuert. Die Moderatoren sind auch nicht ohne, es gibt z. B: den Ralf, der sagt auf gut südwesterdeutsch und mit gehörigem Sprachfehler „tibetiche Mönsche“. Es gibt eine Kindersendung mit Hörspielen, z.B. Willi will‘s wissen bei den Pfadfindern, es werden Einweckgläser verkauft, aber mit Schraubdeckel bitteschön, Mitfahrzentrale gespielt, Ratesendungen, Schiffe versenken, bei dem eine Stunde lang 3 Kinder mitmachten und sicherlich zur Freude der Eltern unablässig die Wiederholungstaste des Telefons nutzten. Es wurden Heinekentaschen beim UEFA-Gewinnspeil verlost und der Gewinner durfte zum Finale nach Hongkong, um es sich dort auf einer Großbildleinwand anzusehen. Unsere erste deutsche Stadt seit 8 Monaten hieß Grünau, bestimmt eine grüne Oase in der Wüste, malte ich mir aus. Wie eine wahrgewordene Fata Morgana nach einem durstigen Wüstenmarsch durch die Kalahari, Cornetto all you can eat und eine kristallklare Quelle zum Baden und Palmenzweige wedelnde Schönheitsköniginnen, hach. Es war ein übles Kaff, ne Handvoll Buden im Wüstenstaub und eine Tanke als gesellschaftliches und wirtschaftliches Zentrum. Namibia ist ziemlich dünn besiedelt und besteht aus sehr vielen eher abschreckenden Einstraßenstädten. Wir besuchten den Fish River Canon, Namibias Sehenswürdigkeit Nummer 2 und waren bis auf ein paar Bayern von morgens bis mittags allein vor Ort. Sie halfen uns auch mit unserer ersten Reifenpanne mit ihrer über die Autobatterie laufenden Pumpe. Der erste Reifen dahin. Ich vollbrachte in den nächstfolgenden beiden Tagen die statistische Glanzleistung, zwei weitere Reifen zum Platzen zu bringen- Graffi ließ die Fetzen fliegen und wir sahen die Reifen über die Straße eiern. Wir sind nun erfahren im Autorreifen wechseln und zwar in der Mittagshitze auf einer Staubpiste in der Namib- mutterseelenallein-, das nenn ich Training unter Einsatzbedingung. Eine weitere namibische Erscheinung waren die Panzergrillen, die aufgrund des in diesem Jahr extrem hohen Niederschlags, das ringt uns nur noch ein beiläufiges Schulterzucken ab, in großen Mengen auftreten (Siehe Bilder). In Namibias Touristenattraktion Nr. 1 Sossusvlei war mehr los und das ganz und gar zu Recht. Wir haben die Düne im Sonnenuntergang gesehen und zum Aufgang bestiegen. Aufgrund des Regens hatten wir das Privileg, die Düne mit einem See und blühenden Blumen im Vordergrund zu sehen. Beim Marsch auf die Düne hinauf, haben wir den Michael getroffen. Der ist fußlahmer Entwicklungshelfer (Für wohlgemerkt 1300 Euro), er bekam mehrmals einen Krampf. Wir wurden Zeuge eines Gesprächs zweier namibischer Deutscher an der Kaffeetheke eines Super-Spars. Der eine wollte unbedingt einen Schützenverein gründen und Leute werben etc., es muss sich einfach was „bewegen“. Der andere wollte nur nen Schießstand ohne Verein, nur zum Schießen, womit er sich wieder ein mahnendes „bewegen“ einhandelte. Unser Weg führte uns in den Etosha-Nationalpark, in dem wir als Highlight die beiden gelangweilt vor uns die Straße überquerenden Leoparden nennen müssen. Wir konnten auch mitten in einer Herde Giraffen stehen, herrlich. Die ersten Zebras, die wir außerhalb des Parks sahen, hielt ich anfangs für Schweine. Wir fuhren dann über den Caprivi-Zipfel Richtung Victoria Fälle. Hier im Norden leben die Menschen noch viel ursprünglicher und die Elefanten standen einfach direkt neben der Straße. Die weiten Strecken, die wir zurückgelegt haben, erfordern natürlich auch Fahrtage mit ca. 900 Km. Doch ist es definitiv die Mühe wert. Von den Victoria Fällen werden wir uns auf den Weg durch Botswana zurück nach Namibia und Südafrika begeben und weitere Schilderungen folgen.
Abschließend möchten wir uns entschuldigen, dass so lange nichts von uns kam und nun so viel. Die Internetdichte ist hier nicht so berauschend. Aber wir liegen nicht auf der faulen Haut. Täglich grüßt das Murmeltier um 5.45 Uhr!
Randbemerkungen:
Zur Nachahmung empfohlen: Nachos mit Thun-Mais-Mayo und Käse mit Blick aufs Meer in Simons Town und die Füße dabei im Topf mit heißem Wasser. Wenn ihr Katja ärgern wollt, fragt sie nach der „Wildcard“ für die südafrikanischen Nationalparks, die bekommen wir nun in drei Monaten nach Hause geschickt. Wenn man schon dabei ist, kann man auch fragen, warum sie in einer Polizeikontrolle, die uns aus Gründen unserer Bescheißerei berechtigt festhalten, mehrmals sagte: „We did it not by accident, you have to believe us“. Ich wurde hier bereits auf einer öffentlichen Toilette in Muizenberg eingeschlossen, hatte aber einen freundlichen Penner mit dabei. Auf einer anderen Toilette in einer anderen Stadt, Swakopmund, öffnete Katja die Tür und traf auf eine rituell bemalte nackte Frau mit ebenfalls nacktem Kind im Arm. Die verkaufte möglichst authentisch die üblichen Afrikafiguren. Dort gab es auch einen bissigen Pelikan, der es auf mein Bein abgesehen hatte. Sein Glück, dass er mich nicht getroffen hat, sonst hätt ich mir aus ihm nen Füller gemacht!
Donnerstag, 31. März 2011
Letzter Kontinent
Buenos Aires ist übrigens sehr schön (Für alle, die es wissen wollen: Ja, der Flughafen auch, dort haben wir ja auch schon eine Nacht mal verbracht) und wir konnten diesmal zum Glück länger als auf eine Steaklänge bleiben und hätten es auch noch ausdehnen können. Wir hatten zudem Glück, dass wir am Wochenende da waren und die vielen und tollen Märkte besuchen konnten. Ein Highlight für mich, ein starkes Maradonnadouble. Ich bereue es im Nachhinein sehr, kein Bild mit ihm gemacht zu haben.
Unsere 2 Wochen in Venezuela mit Katjas Eltern waren für alle von Zeit zum Lesen, Spielen, Hängemattenbaumeln und Quatschen geprägt. Und zeitlich nicht gering zu veranschlagen natürlich, der Aufwand zum Essensuchen. Nachdem wir das Selberkochen aufgrund von Ressourcenmangel aufgegeben hatten, schlossen nun auch die Restaurants. Wir hatten gemeinsam beschlossen, unsere gute Unterkunft an der Küste und die umliegenden traumhaften Karibikinseln, die einfach und schnell per Boot zu erreichen sind, zur Entspannung und Ruhe zu nutzen und nicht nerven- und zeitraubend mit öffentlichen Bussen durch Venezuela zu jagen. Somit hatten Katja und ich dankeswerterweise die Möglichkeit, uns von der furchtbar vielen Arbeit der letzten Monate zu erholen und Petra und Udo konnten ihr Nichtstun wie gewohnt fortsetzen. (Sorry, ich weiß ihr habt euch einen netten Schwiegersohn ausgesucht….)
Wir wanderten auch in der Umgebung und haben versucht, den Ort Mirimiri zu erkunden. Kamen aber nicht an. Unser Busfahrer veränderte seine Route und stoppte irgendwo, woraufhin wir in ein Taxi mit noch zwei anderen Einheimischen verfrachtet wurden und ab ging die ungewisse Fahrt. Bedeutendes Problem mal wieder: die Sprache. Nachdem beide Parteien festgestellt hatten, dass sie von der Gegenseite nicht kapiert wurden und auf keine Art Verständnis hoffen konnten, offenbarte der venezolanische Flügel mehr Kreativität im Mienen- und Handspiel. Wir verstanden, dass es um Ausrauben und Schießen ging, woraufhin für uns der Moment gekommen war, Mirimiri miri sein zu lassen und auszusteigen. Da wir nun im Nirgendwo (Warum gibt es das im jeden Land?) gestrandet waren und kein Handyempfang hatten und auch das Tageslicht sich langsam aber sicher verabschiedete, gingen wir auf der Straße zurück. Wir konnten glücklicherweise ein Taxi anhalten und hatten davor die Gelegenheit, einen gewaltigen Rottweiler zu begutachten, der uns gerne an die Wäsche gegangen wäre. Zum Glück schaffte es ein zierliches Mädchen, das Tor früh genug zu verschließen. Dieses zarte Hunde-Kalb wog so viel wie ein Kleinwagen und mußte nicht mal richtig bellen, um seine Absicht, die sicherlich mit seinen beeindruckenden Kiefern zu tun hatte, mehr als deutlich kundzutun. Vor diesem gräßlich tiefen Husten, der aus dem Brustkorb brummte, wäre selbst der Höllenhund Cerberus vor Furcht im Styx versunken. Am gleichen Tag konnte Petra auch den Verlust ihrer Kamera bedauern und auch ihre Wiederkunft feiern- dank Katti-Kamera-Kween. Die Kamera war im Taxi liegengeblieben. Das stellen wir verhältnismäßig schnell nach dem Ausstieg fest. Ziemlich aussichtslose Situation das Auto wiederzufinden, aber wir sind dennoch zur Hauptstraße zurück. Plötzlich schrie Katja: „DA ISSA!“ und rannte Arme wedelnd einem fahrenden Auto hinterher. Udo militärischen Schrittes sofort hinterdrein. Petra und der Chronist verharrten im ehrfürchtigen Stauen über die Geschehnisse. Der Fahrer stoppte verschüchtert und war sich seines Todes schon gewiß. So auch der Passagier. Die Hände erhoben auf der Rückbank, die schlimmste Taxifahrt seines Daseins durchlebend: Eine irrre Weiße und ein großer bärtiger Irrwisch jagen einen Wagen auf der Hauptstraße, brüllend und Fäuste schwingend. Großartiges Schauspiel, dachten dann auch die übrigens Leute auf der Straße und gratulierten zur wiedergefundenen Kamera. Mir ist es immer noch ein Rätsel, wie Katja sich so sicher sein konnte. Sie wäre dem fast auf dem Kofferraum gesprungen….
Ansonsten gewöhnt man sich nach ein paar Tagen an die Stromausfälle, den Müll an den Stränden und auf den Straßen und halbwegs an die Langsamkeit, die allem inne wohnt und die Dauer, die jedes Vorhaben benötigt. Nur an eine Sache kann man sich nicht anpassen und das sind die gräßlichen Sandfliegen, die uns an einem Tag von einer traumhaften Insel vertrieben. Kein Mückenspray verspricht Linderung, einzig das Wasser oder die Flucht verschafft Schutz gegen die hungrigen kleinen Mistviecher. Wir haben auch Horden von Mitgliedern der Schwabendiaspora getroffen. Themen waren die Ähnlichkeit zwischen Sächsisch und Schwäbisch und Herrgottsbescheißerle. Die Bilder folgen sobald wir wieder WLAN haben.
Randbemerkungen:
Falls jemand von Euch noch mal mit Katja fliegen sollte, wundert Euch nicht, wenn bei der Essenauswahl seltsame Dinge geschehen, besonders wenn sie aus dem Schlaf gerissen wird. Folgenden Dialog verzeichnet das Logbuch: Stewardess: „Pasta oder Carne?“ Katja freundlich: „Haben Sie Orangensaft?“ Gerald mit Schulterzucken Richtung Stewardess zu Katja flüsternd: „Sie fragt Dich, was Du essen willst, Schatzi, ok?“ Katja schaut verwirrt. Stewardess erneut: "Pasta oder Carne?" Katja siegesgewiß auf das richtige antwortend: „Ich nehm die Pizza!“
Donnerstag, 17. März 2011
Hola chica, vamos a la playa
So wie Guttenberg, der vermeintlich neue Stern am deutschen Politikhimmel, vom Plagiatsmonster seitenweise aus dem Kabinett-Kosmos gebissen wurde, habe ich in unserer ersten gepäcklosen venezolanischen Karibiknacht im Adamskostüm eine Monsterspinne erlegt. Und zwar nach der Zwiebeltechnik- ein haariges zappelndes Bein nach dem anderen kringelte sich auf dem Boden. Das tat mir auch leid, aber diese ekelhaft große Spinne war so unglaublich flott unterwegs, dass ich nur die Extremitäten traf, obwohl ich doch auch den Kopf treffen wollte. Nun ja, die Methode führte aus zivilisatorischer Sicht schließlich ebenfalls zum Erfolg. Zoologisch gesehen hätte ich wohl ne 4- dafür verdient, aber Rechtsmediziner hätten es wiederum für gründliche Arbeit gehalten. Der Todeszeitpunkt konnte jedenfalls auf 2.30 Uhr eindeutig bestimmt werden und wir waren danach leider hellwach. Uns trieb nicht ausschließlich die Erinnerung an meine Mannestat umher, sondern wir spürten das erste Mal auf unserer Reise deutlich die Auswirkungen der Zeitverschiebungen und die nächsten Tage waren von durchwachten Nächten und verpennten Vormittagen gekennzeichnet. Wir verschliefen am ersten Morgen auch sogleich unser zur Feier der nackten Anarchie bestelltes Frühstück und wurden mit 1,5h Verspätung unter Nachdruck geweckt. Am Frühstückstisch hatte der Kaffee gerade genug Wirkung entfaltet, um die schweren Augenlider ein wenig zu heben, als der Sichtspalt durch saftig grünes Federfieh bedrohlich ausgefüllt wurde: 2 riesige Papageien enterten unseren Tisch und zeigten sich wild entschlossen, mit uns das Prinzip Darwins zu erproben. Man muß dazu sagen, dass Katja eine etwas delikate Beziehung zu Ziervögeln aller Art besitzt und mein zutrauliches Verhalten und meine doch sehr phlegmatische Feststellung, dass die wirklich unser Essen wollten nicht vollends nachvollziehen konnte oder auch in dem Moment der erlebten natürlichen Selektion nicht verstehen wollte. Nun vollends wach und in der domestizierten Fauna Venezuelas erprobt, waren wir bereit, uns den weiteren Aufgaben zu stellen. Da wir am nächsten Tag eine Tour an den Strand vorhatten, was von Maracay, unserem ersten Standort in Venezuela, 2h Autofahrt bedeutete, brauchten wir was zum Baden. Also los Badesachen und Sonnencreme und was gegen die Mücken. Haben wir dann auch hinbekommen, aber wäre auch egal gewesen. Sonne schien eh nicht und es war kühl und regnete ab und an. Hinzukommend hatte Katja festgestellt, dass noch der Sicherheitsmagnet des Klamottenladens an ihrem Rock war. Die jungen Venezolaner schienen sich damit bestens auszukennen und gaben uns Tips zum Entfernen inkl. Zeitangaben, wenn man sich dem Problem mit mehr oder weniger Verzweiflung widmen würde. Wir wollten dann lieber die Variante in Anspruch nehmen, die nach legalem Erwerb möglich ist: Zurück zum Laden und Abmachen lassen. Daraufhin gab natürlich der Wagen den Geist auf, der uns dort hinbringen sollte und kam vor dem Uni-Campus Maracays zum Stehen. Hinter dem verlottertem Zaun jagten gerade ein paar Männer freilaufende Pferde mit Lassos. Tolles Seminar, hier werden noch existenzielle Probleme wissenschaftlich gewälzt. Da verlor auch unser sonst so fröhlicher Luis kurz sein allgegenwärtiges Credo „Reeeläääääääääääx! Sol, Beach! Reeeläääx!“. Zwei Nächte darauf wurden wir durch ein lautes Klopfen an der Tür aus dem Schlaf gerissen: Nein! Waren das etwa die wütenden Verwandten der toten Spinne? Oder Gaddafi auf der Suche nach Unterschlupf? Oder etwa doch der Guttenberg mit den Taschen voller Petrodollar für den nächsten Doktortitel? Nein, es war Luis - unser Gepäck war da! Schlaftrunken und fröhlich nahmen wir es in Empfang. Nur die Beschädigungen (die Rucksäcke waren auch durchsucht worden), die wir nachts nicht in aller bürokratischen Form reklamieren konnten, sahen wir erst am nächsten Morgen. Dafür haben wir der Airline die Decken geklaut, pff.
Unser nächster Stop sollte Puerto Colombia werden. Ein Dorf in Strandnähe, das wir mit einer Busfahrt unter ohrenbetäubender Musiklautstärke erreichten (Grüße an Gerrit und Julia). Dort wurde uns auf unsere Frage nach den örtlichen Einkaufsmöglichkeiten beschieden, dass wir bis zum Markt in 3 Tagen sicherlich noch die ein oder andere Zwiebel oder Tomätchen bekommen könnten, wenn wir selbst kochen wollten. Oh je, hätte ich mal doch die Spinne saubrer erlegt und für schlechtere Zeiten gepökelt. Die Supermärkte/Shops/Bretterbuden/Tische/Decken/ in und auf denen man Dinge des kulinarischen Bedarfs erstehen kann, sind hier doch schon einigermaßen sozialistisch vom Angebot her, wenn man das mal so defensiv ausdrücken darf. Aber es gibt meistens 3 Sorten Thunfisch und 40000 Flaschen des gleichen Essig. Hm, dann ess ig halt Thunfisch? In Puerto Colombia wurden wir von einem sehr netten Restaurantbesitzer, dem wir unser Leid klagten, kein Frühstück zu haben, dazu umgehend eingeladen. Und das, obwohl er am morgigen Tag gar nicht öffnete, da er gestern und heute zu viel gesoffen hatte, um sich diesen Streß zu machen. Der war sehr gütig zu uns, nur malte er gerne weibliche Genitalien (großflächig) und stellte sie in seinem Restaurant zur Schau, was beim morgendlichen Biss ins Brötchen schon besondere Einsichten in sich birgt. Wir waren dort noch im Lindt-Kakao-Dorf Chuao, eine 650 Einwohner umfassende Kakaoplantange. Der Pudding ist unschlagbar, ehrlich! Dort trafen wir auch eine Russin, die einmal einen Guide unverblümt fragte, warum hier das Obst so scheiße ist (Na, immerhin haben sie Bananen, Autos und Kabel-TV, wispert da heimlich-neidisch die ostdeutsche Erinnerung…) und die Frauen so fett wären. Huiuiui, die „wer im Glashaus..-Sprüche“ konnten sich alle weiteren Beteiligten verkneifen und so blieben wir eine lustige internationale Gemeinschaft im Kakao-Rausch. Nach ein paar schönen Tagen fuhren wir weiter nach Mérida in höhere Gefilde. Es sollte mit vorigem Umsteigen eine Nachtbusfahrt sein, doch wurden es über 30h Fahrt aufgrund einer Straßensperrung wegen mehrerer Erdrutsche. Unserm Busfahrer gelang ohne sichtbare Anstrengung die Ignoranz, 12h, freilich während wir standen, den Motor laufen zu lassen. Wenigstens lief so die Klimaanlage weiter und wir mußten unter der Decke im schockgefrosteten Bus die Kühlkette nicht unterbrechen und konnten winterschlafmäßig dahindämmern. Highlight: Katja konnte uns einmal beim zweiten Versuch ein Eis ersprinten, das ein findiger Geschäftsmann mit dem Moped in den Stau brachte. Wir brachen dann nach verspäteter Ankunft auf eine viertäge Tour in die Llanos, die Ebenen, auf. Es war eine Gruppentour mit Teilnehmern aus aller Herren Länder, aber auch einer beträchtlichen Anzahl Einheimischer. Es erinnerte vom Verhalten vieler Leute her an eine Klassenfahrt in der 10 Klasse nach Prag. Eine amerikanische Lehrerin (Ich sach ja nix….) aus Venezuela hatte auf der Hinfahrt schon so dermaßen die Lampe an, dass sie neben dem Jeep blank zog uns sich mit erhobenen Daumen erleichterte (Als Katja einmal nachts mit ihr sprach, erschreckte sie sich fürchterlich vor einem Blatt). Aber ansonsten war es grandios: Wir waren in einem Camp im Nirgendwo, schliefen in Hängematten, fuhren mit Jeeps und auf ihnen drauf (Bis auf eine rugbyspielende Kanadierin, die nicht durfte, weil zu schwer- was auch klar und deutlich bekanntgegeben wurde), wurden abends von riesigen Schaben (Handlänge) und Ameinsenbären (deutlich länger) besucht, hatten fast kein Licht, kein warmes Wasser, duschten uns abends in der Dunkelheit den Staub und Schweiß ab, ausgeteilte 3 Rollen Klopapier für 5 Leute und jede Menge Tiere. Manche suchten wir mit Absicht, wie die mächtige Anaconda für den allabendlichen Ringkampf und manche wie die Moskitos gab es gratis so viel man wollte. Wir angelten und aßen Piranhas, vertrieben Kaimane, störten Wasserschweine und ritten auf Jolly Jumper in den Sonnenuntergang. Es war kräftezehrend und wunderbar. Am Ende merkte man schon, dass ein paar unserer wilden Cowboys doch ein wenig Campcoller hatten. Selbst die maulgrößten und saufenden Möchtegern-Machofrauen sind eben doch Mädchen und zofften sich wie überall auf der Welt mit ihren Freundinnen und weinten, weil sie sich den Fuß verknacksten. (Kinder, es endet mit Tränen!...) Auf unseren Bus zur nächsten Station warteten wir dann bis 11 Uhr Abends im Einkaufszentrum, eine unserer einfachsten Übungen. Das war mal richtig Heimatgefühl. Spandauer Assis und Arcaden, eine Mischung- hach, da schlägt das Herz höher - und am Ende vom Sicherheitsmann rausgeschmissen worden: Mission accomplished! Die erste Stufe der Spandauer Eliteausbildung erfolgreich gemeistert. Nächste Stufe „Abholen vom Polizeirevier- und lässig abgeklärt bleiben trotz Mama“. Sorry für den kleinen Ausflug in die Spandauer Zukunft. Dann fuhren wir ohne Komplikationen direkt im Anschluß wieder über Nacht nach Chichiriviche, wo wir Katjas Eltern freudig erwarten konnten. Na gut, wir hatten doch Glück, denn unser vorausgekauftes Ticket hätte uns ohne befreundete venezolanische Hilfe nirgendwo hingebracht, da unser Bus einfach ausfiel. Nun verbringen wir die Zeit hier mit Besuchen auf karibischen Inseln und Tagesausflügen.
Randnotizen: Schöne Grüße nach Norwegen an Tim: Als unsere Frauen über Skype telefonierten, haben wir beide ungeahnt parallel Bayern vs. Dortmund live gesehen. Bei einer Arepa-Bestellung meiner Lieblingsmischung (Avocado-Hühnchen-Mayo mit viel Käse) stellte sich der großzügig bestellte Käse als Ei heraus (ca. 30). Katja versuchte aus mir unverständlichen Gründen, einem venezolansichen Bäcker das Wort „Schweinohr“ beizubringen, da sie das hier verkaufen. Ich hoffe, er hat es nicht verstanden. Der muss sich ja sonst denken, was die Deutschen alles kandieren, brr…In Venezuela kann man zwar nicht so oft wie in NZ irgendwo runterspringen, dafür aber mit der längsten Seilbahn der Welt in 2h auf wahnwitzige 5000 Meter hinauffahren. Einmal lebensmüde, hier mit ner Seilbahn zu fahren, doppelt dämlich innerhalb von 2h in die Höhe… Beim Teutates!
Samstag, 26. Februar 2011
No shirts, no shoes, no worries
Ihr kommt nun in das zweifelhafte Vergnügen innerhalb von kurzer Zeit sehr viel von uns zu lesen und zu sehen. Nach dem Eintrag und den Bildern zur Südinsel vom 19.02.2011, folgen nun zwei weitere Textteile und die Fotos zur Nordinsel NZs. Wenn ihr also noch nichts zu NZ gelesen habt, müßt ihr weiter unten beginnen, sofern ihr eure abonnierte BZ ausgelesen habt.
Auf nach Südamerika! Auf der Suche nach Eldorado! Bis zum bersten erfüllt mit dem Forscherdrang eines Alexander von Humboldt. Ach, ich liebe pathetische Anfänge! Da dachten wir auf dem Flug schon etwas furchtsam, nun geht es wieder los mit eigenem Klopapier und Wasser nur aus der Flasche, keine öffentlichen Toiletten im makellosen Zustand (NZ adieu) und der Rückkehr zur Langsamkeit: Einkaufen bedeutet weite Wege zu Fuß mit Gepäck, so auch das tägliche Bewegen, wenn man auf Taxis verzichtet und noch nicht die Irrwege der örtlichen öffentlichen Busse studiert hat (Bei unserem Spanisch klappt das freilich allenfalls kurz vor der Abfahrt). Erfolgreiche Tage bestehen aus Zielfindung, Realisierbarkeit theoretisch und praktisch: Organisation der Anfahrt, Anfahrt des Ziels, Zielbegehung, Organisation der Rückfahrt, Rückfahrt und Erreichen des Ausgangspunktes. Kenntnis des Namens und die Fähigkeit zur Verdeutlichung dessen gegenüber Dritten vorausgesetzt (dies alles versteht sich definitiv ohne Gewähr). Aber nun haben wir den Kopf erst mal mit anderen Dingen voll- unser Gepäck! Keine Zeit, dem Auto nachzutrauern, an das man sich schneller gewöhnt als gedacht. Schöne Grüße an Tüten-Gudrun an dieser Stelle, wir nehmen Deinen Situationswitz aus Chile als Messlatte unseres Verhaltens als Gepäcklose, nur gehen wir davon aus, dass bei Dir die sichere Rahmenorganisation etwas straffer gezogen war. Die Venezolaner wollten uns am Flughafen gewiss auf ihre (leider) spanische sprechende Art und Weise auch unter die Arme greifen, aber doch am liebsten tief in die Tasche, weil nach jedem dritten Satz die verlangende Frage nach „money change?“ kam. Man sitzt entspannt am Gepäckband auf seinem leeren Gepäckwagen und wartet, da schleicht sich von der einen Seite ein Putzmann mit Besen heran und nuschelt einem die konspirative Frage in das eine Ohr. Von der andere Seiten pirscht sich währenddessen ein möglichst beschäftigt wirkender Wagenschieber heran und säuselt einem verlockend in das andere Ohr hinein. Wir haben uns einfach mit einem erbärmlichen Kurs am offiziellen Schalter bescheissen lassen, dass ist nur was für die ganz Harten im Ertragen. Den besten Kurs bekommt man wohl an den Posadas selbst, da sind wir dran. Aber als Pfand für unsere Rucksäcke haben wir ja immerhin den Regen, wie sagt man so schön, im Gepäck- bei uns im Handgepäck. Trotz der Trockenzeit regnet es stündlich kräftig seit wir hier sind, die sollten sich lieber kräftig schinden, dass alles hier ankommt von unseren Sachen. Wenn unser Gemüt erst mal aus dem Gleichgewicht gerät... Zu was aber der Regen bei einer Ausführung Klamotten (ja, auch nur einmal Schlüpper und Socken) und den Temperaturen hier und den 3 Tagen Flughafen zuvor führt? Zu einer intensiven Entwicklung von Mikrokosmen einheimischer Bakterienkulturen par exellance. So absurd es auch mit dem uns verfolgendem Wetter und den Katastrophen ist, gibt es doch von NZ Tragisches zu berichten: Wie alle sicherlich mitbekommen haben, ist bei Christchurch ein schlimmes Erdbeben geschehen, an unserem Abflugtag. Das haben wir noch mitbekommen und so ist auch die Kathedrale, die wir im Blog erwähnten und in der wir den Gottesdienst verbracht haben, eingestürzt und es soll auch viele Menschleben gekostet haben. Dass es diesmal im Gegensatz zum Beben des vergangenen Jahres zwar auf der Richterskala niedriger ausfiel, aber näher an der Oberfläche stattfand und zeitlich genau die Lunchtime abpaßte, führte sicherlich zu der höheren Anzahl an Betroffenen. Aber da wißt ihr bestimmt genauer Bescheid durch die Nachrichten.
Doch nun drehe ich die Zeit noch ein bißchen zurück, soll Euch doch das gleiche widerfahren wie uns: Der 22.02. war ein langer Tag. Wir flogen an ihm um 21 Uhr von Auckland ab und kamen um 17 Uhr am selben 22.02. in Argentinien an. So wurde uns ein Abend in diesem schönen Land geschenkt. Buenos Aires: Die Stadt des Salsa! Tango! Theater! Nächte durchtanzt, Romantik, Straßen entlang spaziert! Hola! Kultur und Geschichte, Dramen und Schicksale! Ciao Bella!- Wir waren Steak essen und zwar große Portionen, viel und schnell, sorry. Dann die Nacht am Flughafen, wenn ihr es genau wissen wollt, auf Terminal A verbracht. In B, wo wir später einchecken mußten, war es nämlich nicht so schön. Schlechtere und ungünstiger positionierte Bänke und die Infrastruktur für uns im Flughafen Gestrandete (Stromanschluß, Klo, McD, Mülleimer, TV-Bildschirm, Sicherheitsleute) um einiges rudimentärer. Da spielte Terminal A in einer ganz anderen Liga, war einfach nicht so dreckig oder besser „messi“ da (Sorry, ich mußte den argentinischer Weltfußballer irgendwie mit reinbringen). Außerdem bekam Katja hier eine Spam-Sms sehr rüden Inhalts aus Deutschland, sowas hatten wir noch nie. Nun denn, so kamen wir jedenfalls dann nach 41 Stunden Reise an. Alles weitere dazu aber im nächsten Blogeintrag.
Wir haben rübergemacht! Unsere Republikflucht
Wie es zu erwarten war, überquerten wir die Cookstr. im Regen und segelten mit unserer persönlichen Gorch „Fog“ und einer undurchdringlichen Nebelwand in den Hafen von Wellington ein. Bei dem Wetter hätte Captain Cook noch so guten gucken können, er hätte es niemals gesehen. Aber in der Stadt war immerhin für Spektakel gesorgt. Es fand gerade der Fancy-Dress-Day statt im Zusammenhang mit dem Turnier der 7 besten Rugbymannschaften der Welt und dem Nationalfeiertag zum Gedenken an den Vertrag von Waitangi vom 6. Februar 1840. Was der beinhaltet sei dem geneigten Leser zur Fortbildung ans Herz gelegt. Nur soviel vorab, es ist eine immer noch umstrittene Übereinkunft der Maori-Repräsentanten mit der brit. Krone und machte NZ faktisch zur britischen Kolonie. Der geschichtsträchtige Vertrag von Waitangi ist die Klammer unserer Nordinselreise. Wir setzten unseren Fuß am 6.2. auf den Boden der Nordinsel und die letzten beiden Nächte schliefen wir in Waitangi in Sichtweite des leider überteuerten Parks. Wir haben wenigstens ne Tüte Süßigkeiten mit dem Aufdruck erstanden, um unsere Ehrerbietung klar und deutlich zu machen. Und natürlich auf einem Campingplatz in Maori-Besitz unser Campervanchen gebettet, was hier im Norden allerdings keine Seltenheit ist. Von den 7 ursprünglichen Maori-Stämmen, die NZ besiedelten, wandte sich nur einer der kalten Südinsel zu (Pluspunkt dieser: Weniger andere Stämme), der Rest blieb im mütlicheren Norden. Somit ist der indigene Bevölkerungsanteil im Norden NZ auch heute noch deutlich höher. Manchmal entscheidet sich der Lauf der Geschichte eben an Banalitäten, wie z.B. hier im Falle der Besiedelung NZ, dass der gefürchtete Häuptling „Kalter Fuß“ es abends gern kuschliger hatte, nachdem er ein paar Moas entleibt hatte.
In sogenannten Wellywood, die immer noch die Heimat des Peter Jackson (Reg. Herr der Ringe) ist, haben wir dann die uns durch den Regen gegebene Zeit im herrlichen Te Papa Museum verbracht. Nur zu empfehlen und natürlich kostenlos. Wir sind dann relativ flink nach Norden gefahren, haben zwischendurch in Kaitoke im friedlichen Drehort des Elbendorfes Bruchtal aus dem Herr der Ringe-Film geschlafen, um das Klischee zu bedienen (War uns nicht deshalb wichtig und kann eh nur ein bekennender Jünger dieser Filme meinen zu erkennen, der jede Szene unzählige Male studiert hat und mit der Nase raufgestoßen würde). Eine Morgenwanderung mit einem Marsch über einen Hängebrücke begonnen und ja, ich habe versucht, sie so doll ich kann hin und her zu schwingen und Katja hat es heimlich gefilmt. Sieht leider aus wie nen Schimpanse auf LSD an Gitterstäben rüttelnd und Seile reißend wie ich nach schamroter Durchsicht zugeben muß. Konnten in Jerusalem nicht im Kloster übernachten, war leider voll. Sind dann weitergefahren, aber Bethlehem kam nicht. In Wanganui haben wir unser erstes Knöllchen bekommen, aber nicht wegen meiner ersten eklatanten Geschwindigkeitsüberschreitung, sondern wegen Parkens (wir hatten sehr zum Ärger Katjas bereits 3 Dollar reingeworfen). Egal, haben wir sofort beglichen und sogar Rabatt bekommen. Und schon waren wir in der vulkanischen Mitte des Landes. Wir umrundeten den fast immer hinter Regenwolken versteckten Mount Egmont/Taranki an der Westspitze (Last Samurai mit Tom Cruise) auf dem Surf Highway und bewanderten die allseits bekannten Klamms des Tongariro National Park (Herr der Ringe, die Butze des Bösen) in einer tollen ca. 8-stündigen Wanderung durch grandiose Lavalandschaft (letzte beeindruckende Aktivität: Abgang seines Kratersees 2007) Ein leider heillos überlaufenes Highlight unser NZ-Reise wie man an den Bildern unschwer erkennen kann. Wir hatten tolle Aussichten und ein Schweineglück mit dem Wetter, das sich wahrlich gehalten hat. Dort marschierte auch ein abgefahrener Japaner mit, der zwar richtig verstanden hatte, dass man im sehr steilen und rutschigen Terrain durchaus wie beim Skifahrer „kanten“ kann und seitwärts laufen. Aber er machte es im zappelig lächerlichem Laufschritt und in einer bescheuerten Länge der Geraden parallel zum Berg, so dass man langsameren Schrittes gerade aus schneller war (trotz des ungläubigen Kopfschüttelns), aber Achtgeben mußte, nicht von ihm harakirimäßig aufs Korn genommen zu werden. Auf dem Weg dorthin haben wir noch flink die Republikflucht über den Forgotten World Highway mitgenommen, man gönnt sich ja sonst nichts. Bei der Anfahrt zur „Grenze“ malte ich mir die Szenerie aus: Wir würden auf Bataillons voller schießwütiger Soldaten stoßen willens uns am Rübermachen zu hindern, was es auch koste und wir würden freilich durch Minenfelder kurven müssen. Das Auto würde schließlich zerschossen und qualmend liegen bleiben und ich würde mit Katja auf den Armen über die Fänge des Stacheldrahtzaunes hechten, angeschossen von Helfern die letzten Meter gestützt, heldenhaft, weltweit in die Wohnzimmer übertragen: Ein Fanal der Freiheit! D-Mark! Jährliche Jahrestagfeiern mit uns beiden, Kohl, Bush sen. und Gorbi! So ähnlich war es dann auch. Whangamomona zählt 40 Seelen und erklärte sich 1989 für unabhängig. Da können wir natürlich nicht fehlen und haben mit unserer bodenständigen familiären Art etwas Ruhe in diesen Ort gebracht und inspiriert von dem hier herrschenden Geist des Widerstandes gegen die Obrigkeit mit einem Picknick pazifistisch gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt demonstriert und die zu hohen Preise für anständigen Käse.
An Auckland sind wir nur 2x mal vorbeigedüst, offensichtlich haben wir deutliche Symptome der Stadtflucht nur vice versa. Wir haben in vulkanischen Warmwasserquellen gebadet, die in einen Fluss strömen, blubbernde Schlammlöcher und spuckende Geysire besucht (Dort standen Deutsche ,die sich ernsthaft beschwerten, das es keine Tafel mit Ausbruchzeiten hier gäbe). Haben auch eine Kulturtour mit Gesang, Rabbatz und Haka-Fatz aus Versehen geschenkt bekommen, bei der sich Japaner und peinliche Deutsche mit halbnackten Maoris mit Speeren und kriegerischer Tätowierung fotografieren lassen, haben einer riesigen Kolonie Tölpel am Cape Kidnappers die Aufwartung gemacht und das verlassene und von Maoris besiedelte East Cape besucht. Hier ist die wohl entlegenste Ecke NZ, die Campingplätze und Hostels aus dem Lonely Planet waren alle geschlossen und verlassenen Bruchbuden. Und was passiert uns als wird in der Dunkelheit auf eine Wiese ohne Klo als letzte Campingmöglichkeit vor dem Kap kommen? Dort stehen 4!!! Jucy-Wagen in letzten Tagesschimmer. Wir fielen glatt aus den Schlappen und schauten uns nach versteckten Kameras um. Wir hatten schon Angst, dass wir nirgendswo mehr ankommen und gleich mit dem Auto am Rand der Welt die Scheibe runterfallen, dann sowas. Die letzten Tage haben wir mit größtenteils Sonnenschein im Nordland verbracht und konnten sogar endlich ins Meer. Es gibt niedlich Hafenstädte wie Russel mit interessanten Geschichten wie die des Hone Heke, der hier 4x den Fahnenmast mit der brit. Fahne umhackte und dadurch Kriege entfesselte oder die Mädchenkriege, bei denen sich zwei Stämme zu Hunderten massakrierten, weil die Damen handgreiflich untereinander wurden über die Gunst eines Walfangkapitäns. Haben mit dem Boot die Bay of Islands erkundet und das Cape Reinga besucht, wo am nördlichsten Punkt NZ die Seelen der verstorbenen Maori in die Unterwelt ziehen. Mußten am Ninety Mile Beach einem neunmalklugen (hihi) Franzosen das Auto aus dem Sand schieben. Unser Fahrer meinte: „Cheers. Wir sind nur hier um Bilder zu machen, das Wasser steht gleich bis hier, no worries“ und zeigte fröhlich auf den Türgriff. Der Franzose war schon so verzweifelt, dass er nichts mehr sagen konnte, geschweige denn fähig einen Gesichtsmuskel in sinnvolle Richtungen zu bewegen. Zum Abschluß haben wir versucht, einen Kauribaum zu umarmen. Bei 14 Metern Umfang eine Aufgabe, denen nur Schwaratzkies gewachsen scheinen…
Randbemerkungen:
Ich mußte einmal dringend auf Klo und als ich auf der Schüssel saß, merkte ich plötzlich, wie alles vor mir verschwamm und Kreise zog und ich dachte, nein, nun wird mir hier noch schwindelig, schnell raus. Alles halb so schlimm, das Klo war von Hundertwasser in Kawakawa.
Im Reiseführer wirbt beinahe jede Stadt damit, die meisten Sonnenstunden zu haben und am wärmsten zu sein, da wurde ich schon langsam madig. Was ich aber am wenigsten lesen konnte, waren Jetboottouren oder jede erdenkliche „Funsportart“, mit der sie versuchen, einen natürlichen See, Fluß, Schlucht oder Berg in ein zeitgemäßes adrenalingeladenens Spektakel zu verwandeln. Kann man nicht einfach sagen: „Ah, da schaue, Weib! Ein schmucker See vor herrlichen Bergen. Laß uns davor sitzen, die Füße baumeln und den angestrengten Blick sich auf ihm ausruhen lassen.“ Nein, da muss man mit Schirmen am Boot hängen oder auf Bananen drauf rumdüsen oder von irgendwo runterspringen an Seilen oder nicht. Überall steht das: „Es gibt zwar wenig zu sehen, ABER MAN KANN GANZ TOLL JETBOOT FAHREN.“ Manchmal tut es gut, das vermeintlich spießbürgerliche Innehalten vor eindrucksvollen Naturattraktionen genießen zu können, ohne dass man auf dem größten Vulkansee ne Hole-in-One-Challenge abhalten muss oder sich aus dem Flugzeug hineinstürzt.
Der Supermarkt New World ist auf der Südinsel deutlich besser. Im Norden sollte man lieber auf Woolworth ausweichen. Das auch englisch genannte „Glockenspiel“ von den wahrlich „hölzernen“ Romeo und Julia des Turms in Stratford ist keinen Besuch wert.
Laßt Euch übrigens von dem sonnigen Wetter bei den Bildern nicht täuschen. Wir haben euch nur die schönen ausgesucht (fast) :o)
Das wars mit NZ. Sweet! Easy as that!
Die Schwaratzkies
Samstag, 19. Februar 2011
It's a Jucy kind of a journey...
Nachdem uns der Flug ungefragt 2h Zeit abgenommen hatte, haben wir so beiläufig gealtert unser Auto, einen knallgrünen Jucy Crib (warum sind eigentlich alle Camper weiß?), in der Nähe des Flughafens in Empfang genommen. Da wir damit offiziell zur „Jucy-Family“ gehören, winkt man sich auch eifrig auf den Straßen Neuseelands (im folgenden Text NZ) zu, wenn einem ein anderer Wagen begegnet. Üblicherweise geschieht das mit hektischen, abhakten Winkbewegungen des Unterarms und weit aufgerissenen Augen und Mund- nach dem Motto „man weiß ja, dass es lächerlich ist und steht eigentlich auch darüber und karikiert es deshalb mit Übertreibung“, aber eigentlich macht es den meisten doch insgeheim Spaß, denke ich. Tja, so verrückt ist unsere Familie und wenn man beim Servicetelefon anruft, wird man auch mit „Hi, here is Lucy from Ju…cy“ begrüßt, da fühlt man sich gleich wie Daheim. Die zotteligen Typen am Schalter beim Abholen machten sich noch darüber lustig, dass alle Deutschen so einen Quatsch fragen, ob das Auto bei Abgabe auch gesaugt sein soll. Nun denn: So bekamen wir natürlich ein versifftes Auto abgeliefert! Die Deutschen sind gerade auch 80% der Abnehmer und hier in Horden unterwegs wie jeder Einheimische bestätigt. Wir wundern uns auch über die Anzahl von Israelis, Schweizern und Holländern, die durch die Welt turnt. Gemessen an der Anzahl der Einwohner kann eigentlich nur noch ein geringer Teil der Bevölkerung innerhalb der Landesgrenzen ausharren. Wir können in dem Auto selbst kochen (sofern es der Wind und der Gasvorrat zuläßt), haben einen Kühler für Vorräte und einen Wassertank mit kleinem Waschbecken. Dann wir das Bett umgebaut, durch das Dachfenster den immer noch grandiosen Sternen zugesehen, sofern es freilich das sehr nasse Wetter hier zuläßt oder bei Taschenlampenschein gelesen. Katja macht das Brutzeln auf dem Gaskocher mächtig Spaß und sie ist wirklich gut mit der einen Platte, was natürlich von meiner Seite auf Gegenliebe und Unterstützung stößt :o) und sie verteidigt unser Essen und Vorräte wahrlich furchtlos und rechtschaffen gegen freche Enten, Möwen und Insekten, die wir dennoch manchmal aus dem Topf fischen müssen. Letzens ist ein Grashüpfer in den Tod gesprungen, für ein Risotto! Das muß man sich mal vorstellen…Was ein Jammer.
In NZ kann man auf DOC (Department of Conservation)-Campingplätzen schlafen. Das sind Campingareale in der Natur ohne Einrichtungen. Also meist außerhalb des Stadtbereiches auf Feldern, Wäldern oder an Seen, auf denen es gewöhnlich nur ein Plumps-Klo gibt. Also kein Warmwasser, Duschen oder beheizte, trockene Räume. Aber fließend Wasser meistens aus dem Hahn oder der Platz ist halt am Fluss oder See gelegen, zum Abwaschen etc. ok. Zum Trinken muß eben abgekocht werden. Aber im Zweifelsfall ist hier in NZ das Wasser auch trinkbar. Unseren indisch gegerbten Lederbeuteln (Mägen) kann eh so schnell kein schlechtes Wasser mehr was anhaben.
Wir fahren in der Abendsonne über malerische Felder und durch sanfte Täler, wir müssen Gatter öffnen und schließen. Dann offenbart sich eine Senkung umrahmt von bewaldeten Anhöhen mit Schafen und einem Bächlein durchzogen vor uns. Saftiges grün und eine Handvoll Autos auf sehr weiter Fläche verteilt. Irgendwo hinter Bäumen oder Bodenwellen versteckt, so dass wir uns beinahe gänzlich allein fühlen, nur bewacht von den Schäflein um uns herum, von denen wir auch am nächten Morgen geweckt werden- so war es auf unserem ersten DOC-Campingplatz bei Geraldine, ganz ohne Orks und Gollums. Dort habe ich mich, ob ihr es glaubt oder nicht, aus irgendeinem unbestimmbaren Grund heimisch gefühlt. Nur ein Thron wurde mir nicht dargeboten. Außerdem regnete es, das würde in Geraldinien nicht vorfallen. Als wir dort unseren Einkauf im Campervan verstauten, wurden wir übrigens von einem Japaner, mit der konventionellen Waffe, der Videokamera bewaffnet, dabei argwöhnisch beäugt. Er traute sich auch, ein paar Schritte näher zu kommen und durch unseren offenen Kofferraum zu filmen. Er benahm sich wie ich als Kind, wenn man bei gefährlichen Tieren im Zoo dennoch durch die Stangen fassen möchte, um die Tiere zu berühren oder überlegt, bei Freibecken in Aquarien doch ins Wasser zu fassen. Das durfte man in einem Becken in Sydney tatsächlich und da war ein kleiner Schnappfisch, der mich gleich in den Finger piekte, woraufhin ich ihm lautstark mit der Trockenlegung seines Beckens drohte und ihm prophezeite, dass er auf nem Caesars Salat von Kati enden würde, wenn er sich nicht besserte- Nein, ich stellte mich natürlich zur Seite und beobachtete amüsiert, wie sich kleine Jungen erschreckten :o) Der Japaner holte dann schnell auch seine Leute und präsentierte ihnen, was er hier Wunderliches aufgetan hatte. So ware wir umringt von 20 Personen, die Fotos von uns und unserem Auto machten.
Wir haben unseren ersten neuseeländischen Tag in Christchurch, einen Sonntag, natürlich im Gottesdienst verbracht, wie es sich in dieser Stadt an diesem Wochentag gehört. Aber ansonsten haben wir NZ relativ profan mit nem Kaffee bei McDonalds und nem Leberkasbrötchen plus Sauerkraut mittags aufm Markt begonnen. Christchurch ist noch deutlich gezeichnet durch das verheerende Erdbeben im September 2010 und somit konnten wir auch nicht in die Baptistenkirche, in die wir eigentlich wollten, da sie notgedrungen umgezogen war. Wir haben in Kaikoura auch unser erstes Erdbeben auf einer Tanke selbst (üb-)erlebt. Gefühlte Stärke 7,8 Realiät wahrscheinlich 0,5. Immerhin sind auf der besagten Tanke die Süßigkeiten aus dem Regal gefallen. Zur Feier des Überlebens hat Katja nen Eis vom Bezahlen mitgebracht. War zum Glück nicht schlimm und wäre auch unschön gewesen, wenn man mich mit freiem Oberkörper und der geschenkten weißen Adidas-Sporthose von Opa Horst auf halb 8 und den Scheibenwischer in der Hand unter dem Geröll gefunden hätte.
NZ besitzt zwar nicht ausreichend genug gefährlich Tiere auf dem Land, um mich bei Anblick einer Schlange wie in Australien magisch aus dem Auto zu ziehen. Katja hat fast graue Haare bekommen und mehrere Tage lang an meinem Intellekt gezweifelt. Dass ich nicht der Hellste bin, war ihr schon immer klar, aber dass mein Überlebensinstinkt auch so rudimentär ausgebildet ist, konnte sie sich nicht vorstellen. Ich beharre immer noch mühsam auf der Position, dass ich den Kampf gewonnen hätte. Aber im und am Wasser tummelt sich hier allerhand, das sich einem förmlich vor die Füße wirft: Süd-östlich von Christchurch waren wir auf der Banks Peninsula und haben unsere Bekanntschaft mit den seltenen Hectordelfinen und vielen Robben gemacht. Dann ging es weiter gen Süden, wo wir auf der Otago Peninsula hautnah Seelöwen erlebten. Im Rahmen einer Tour haben wir dann noch Albatrosse beim Brüten, Robben und die seltenen Gelbaugenpinguinen beobachtet. Hätten wir gewußt, dass wir weiter im Süden all diese Tiere zu Hauf noch selbst sehen würden… Denn die Catlins brachten uns sehr nahe an die Pinguine (wir sind wirklich fast raufgetreten!) und den ausgewachsenen Seelöwen schlechthin an der Cannibal Bay heran. Das war ein Monstrum, da wurde einem angst und bange.
Von dort aus sind wir zum großartigen Lake Tekapo gefahren, wo sich das Ausharren auf einen schöneren Tag lohnte und grandiose Aussichten offenbarte, denn auch das Inland lohnt sich in NZ! Wir konnten morgens eine Wanderung machen und malerisch direkt an einem einsamen See mit unsrem Auto stehen. Bei Mount Cook haben wir auf einem Gletschersee mit dem Boot versucht, ein paar Eisberge umzukippen und ich habe gehofft, dass vom Gletscher noch mal nen Riesenstück abbricht, was aber glücklicherweise nicht geschehen ist.
Wir sind an den Elephant Rocks vorbeigekommen, wo die Chroniken von Narnia spielen und auch zu diesem Zeitpunkt aufwendige Kulissenaufbauten stattfanden. Dass wir hier eh alle 3 Meter an Drehorten vorbeikommen, versteht sich von selbst und die Coolsten tragen auch noch T-Shirts auf denen steht, dass sie irgendwie Staffmember bei den Dreharbeiten von Herr der Ringe waren. Bei den Elephant Rocks trafen wir auch den Eigentümer dieses Privatgeländes, der außer sich war, endlich sein Klo für die Besucher bekommen zu haben. Das hat er uns jedenfalls als erstes ins Gesicht geschleudert und auch dann sofort in sein Handy gebrüllt. Und die Filmleute haben ihm sogar eines gemacht, das aussieht wie die es umgebenden Steinformationen, toll. Die Brille fühlte sich aber ernüchternd gleich an bei unserem darauffolgendem Sitzen auf dem Superloo. Die herrlichen Catlins brachten uns dann zum südlichsten Punkt der Südinsel. Wir befuhren den Milford Sound, fanden zwar den Weg ins Paradies, aber mußten kurz vor dem Eingang umdrehen, weil es zu sehr schüttete. Erholten uns in Wanaka ein paar Tage stellvertretend für die armen getriebenen Lebewesen, die in Queenstown sich in allen erdenklichen Varianten versuchen, zu ertränken oder sich aus Flugzeugen, von Bergen und oder Brücken zu stürzen etc. In Wanaka können wir nur ein Kino mit alter Couch und Sesseln wärmstens empfehlen, in dem es in der Pause riesige frischgebackene Cookies gibt! Unbedingt beeilen, sonst sind alle weg! Von dort aus ging es zur Westküste und dem berühmten Gletscher Franz Josef und weiter im Norden einer schönen Küstenstraße. Wieder an der Ostküste angekommen, haben wir noch sonnige Tage in Kaikoura verbracht. Wir haben Wale beobachtet und sind mit Delfinen geschwommen. Auf dieser Tour mußte Katja der rauen See einmal Tribut zollen und die Fische füttern. Hier ist es nah vor der Küste bereits über 1000 Meter tief (Und ich geh doch eigentlich nur da ins Wasser, wo ich den Boden sehe- oh mann, was habe ich da getan) und es war mörderischer Wellengang, der besonders im Wasser sehr hart war. Aber wenig später paßte bei Katja die heiße Schokolade mit Keks auch wieder rein. Das war ein lustiges Spektakel, weil man versuchte, die Delfine mit Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen und alle sangen und quiekten durch ihre Schnorchelmasken. Katja hat mit der Nationalhymne nach eigener Aussage gute Erfolge erzielt. Damit haben wir die Südinsel für beendet erklärt und haben uns auf den Weg nach Picton gemacht, um mit der Fähre die Cookstraße zu überqueren. Da ich seit Anfang der Reise keinen Alkohol trinke, müssen wir unsere Route und Zeit in allen Ländern auch nicht nach den berühmten Weinbauregionen opfern, das trifft sich seht gut, denn so mussten wir nicht extra durch Marlborough touren, sondern konnten uns gleich nach Wellywood aufbrechen.
Randnotizen: Katja hat letztens nach einem anstrengenden Tag mit einem (eigentlich) tollen Salat ein Scherbengericht abgehalten. Wir haben gerade festgestellt, dass wir nicht mehr wissen, wann wir das letzte Mal in einem Zimmer geschlafen haben: Das war über den Jahreswechsel in Adelaide. Haben einen kleinen Vogel totgefahren, der dann mit dem Kopf unter dem Scheibenwischer steckenblieb. Ich habe ihn geborgen, am Straßenrand beerdigt und mit einem Kreuz aus 2 Stöckern bedeckt. Ruhe in Frieden, kleiner Freund. In einem Infocenter wurde ein Ehepaar gefragt, aus welchem Land sie kämen. Nach mehrmaligem Nachfragen stellte sich heraus, dass sie Wales sagten und man es doch wenigstens am Akzent merken müßte- die in den Kolonien sind doch echt zu dämlich. Ein nassforscher Traveller erklärte der Infodame, er wolle zu den Delfinen vom Ufer aus Schwimmen. Der hat wohl zu oft Flipper gesehen, das Greenhorn. Aber das letzte Wort gebührt einer Bekanntschaft Katjas: Sie hatte eines Morgens ein Mädchen im Bad, das auf dem Becken vor dem Spiegel saß und erklärte, es hätte so gerne Karies, weil ein Freund meinte, dass Füllungen so doll Spaß machen. Mensch, Tatsache! Den Freund hatte ich auch…den haben mir meine Eltern nur nie geglaubt…!
Übrigens bin ich auch ein bißchen beleidigt, dass offensichtlich niemand meinen Miranda – FANTAstisch - Scherz verstanden hat oder war er etwa zuuuuu sehr unter Eurer Würde? Unter unser nämlich nicht….