Donnerstag, 5. Mai 2011

Asantis quana Matschbanana

Da unsere Tage immer kürzer werden, die Nächte immer kälter und der Regen immer öfter den Tag fest im Griff hat und von Euch bereits so viel Rückmeldung kam, beenden wir doch die Reise mal mit einem Feuerwerk der Texte und Bilder. Wir sind nun wieder in der Legalität und auf festen Straßen in urbanen Gegenden auf der Garden Route angekommen. Das ist eine ganz andere Welt, sehr reich und europäisch. Alles ist sauber, sogar die Slums, die Leute joggen morgens und gehen dann in einem der unzähligen Restaurants am Hafen Austern essen. Nach einem Zwischenstop bei unserem Freund in Citrusdal (Und zwei Berliner getroffen), sind wir an Kapstadt vorbei nach Hermanus gefahren. Auf der Fahrt durch die Pässe der Cederberg-Ranch war deutlich zu sehen, dass uns der Winter eingeholt hat, denn die Berge tragen teilweise schon Schnee und die Temperaturen fallen sehr tief. In Hermanus regnete es dann passenderweise auch und wir nutzten die Situation in einem gemütlichen B&B fröstelnd den Tag im Bett zu verbringen UND (besonders zur Freude Katjas) dabei die Hochzeit von Kate und William zu schauen. Wir fanden auch, dass die Schwester (und ihr Hintern) sehr hervorstach. Der Lippenleser hat natürlich keine Peinlichkeiten gefunden und die Queen war überraschenderweise sehr ausgelassen. Soweit meine Einschätzung.

Wir haben beschlossen, aufgrund der Verschlechterung der Sightseeingqualität, kurzerhand die Intensität der Erlebnisse zu erhöhen. Katja hat sich mit Weißen Haien im Meer getummelt und ich bin auf einem gefiederten Straußensteak geritten. Wir würden beide jedoch nicht mit dem anderen tauschen wollen. Kennt ihr diese Grillzangen für Fische? So eng muss man sich den Tauchkäfig vorstellen und dann wird noch nen Deckel draufgepackt, damit der Taucher vollends hilflos ausgeliefert ist- na herzlichen Dank und Tschüß. Der feine Unterschied ist nur, dass der Fisch die Endgültigkeit dieser erbärmlichen Situation nicht mehr spürt, da er bereits dahingeschieden ist. Aber sich sicherlich nicht freiwillig in diese Situation begeben würde. Der menschliche Haihappen hingegen bei vollem Bewußtsein, mir unvorstellbar. Ich hielt mich auf dem schaukligen Dach auf und habe mir angesehen, wie dieses Monster seine engen Kreise, um unser -meinem durch Haihorror-Filme geschulten Blickes- zu kleines Boot drehte. Es war ziemlich starker Wellengang und ganz und gar kein Badewetter für Leute, denen wie mir die Badewanne gerade tief genug ist. Zuerst war nur ein ‚normaler‘ Weißer Hai mit 3,5 Meter da, um sich mal „neugierig umzuschauen“- was ich nicht glaube, die haben eindeutig Hunger. Wie allseits beteuert in seiner natürlichen Umgebung und sie würden die possierlichen Geschöpfe auch niemals anlocken oder füttern, damit der Hai den Menschen nicht mit Fressen verbindet. Sprach er, während sein Kollege wie irr Blut und Gedärme ins Wasser kippte und er mehrere Fischköppe an einem Seil befestigte, mit dem er den Hai zur Oberfläche nah ans Boot lockte. Der erste Hai vollführte spektakuläre Angriffe auf den Köder, dann kam jedoch ein 4,5 Meter Tierchen mit eindeutig massigerem Körper und egal, was einem die Tierschützer erzählen, die Viecher sind einfach monströse Killermaschinen, da gibt es nichts dran zu deuteln und der andere nahm auch reiß aus. Da beschlossen die mutigen Käfiginsassen freundlich aber bestimmt um ihre Freilassung zu bitten, das war ihnen dann doch zu viel des Heldentums. Verständlich. Da reite ich doch lieber gediegen auf wildgewordenen Straußen und verkaufe dies als Respektzollen vor dem Lebewesen, bevor ich sie esse. Ich fange halt lieber mein Essen, Katja läßt sich lieber vom Essen fangen.

Wie der Titel schon sagt, haben wir gerade König der Löwen gesehen. Katja hat das Glanzstück vollbracht, vor der einzigen traurigen Szene, dem schrecklichen Tod Mufasas durch Scar einzuschlafen, so dass ich dieses Jugendtrauma noch einmal allein durchleiden mußte. Ansonsten haben wir nicht nur den Rat Timon und Pumbas beherzigt, Hakuna Matata, sondern auch den Franz Beckenbauers, dass sich doch jeder Deutsche sein Land einmal von der Luft aus dem Helikopter heraus angesehen haben sollte. Wir haben uns aufgrund unserer urlaubsbedingten Abwesenheit statt der Zitadelle halt für die Victoria Fälle von Helikopter aus entschieden und haben sogar 15 Minuten Flugzeit (Und die Verdopplung des Preises!) geschenkt bekommen und hatten dadurch noch einen haarsträubenden Flug in dem Canon, durch den der Zambezi mit Urgewalt und fürchterlichen Wellen rauschte. Nach den Fällen verließen wir die Gegend durch Botswana. Das ist hier ein vergleichsweise reiches Land, was einem sofort ins Auge springt. Vor unser Grenzüberfahrt per Fähre konnte ich für eine Packung angefangener Kekse und meinen einen bunten Billig-Karabiner aus Pokhara eine Holzmaske und nen Nilpferd tauschen, so sehr herrscht hier die Armut, eigentlich wollten sie nur Brot. In Botswana fand hingegen auf der erstbesten Straße ein Fahrradrennen von Europäern statt mit voll ausgestatteten Materialwagen, Wasser- und Essenstops und Zielfahnen. Wir haben dann noch beschlossen, dem Haupttouristenziel Botswanas einen Besuch abzustatten, dem Okavango-Delta, obwohl wir eigentlich schon aufgrund der Arroganz der Polizisten, der zu großen Anzahl von Straßen für Geländewagen, zu vielen Schlaglöchern, ausschließlichen Vorbuchen von Unterkünften in Nationalparks, Regen etc. bockig waren. Da hier natürlich der Wasserstand so hoch wie selten war, konnten wir eine Tour ins äußere Delta machen mit Stechkänen im Schilf, was für mich dann schon eine etwas zu sehr kontemplative Angelegenheit ist und bei einer Sichtweite von 30 cm (Eben bis der Schilf auf beiden Seiten beginnt) ist das einzige worüber man wirklich was erfährt, das eigene meditative Selbst. Das ist wie Spreewald- nur statt Gurken Elefanten. Ist natürlich etwas übertrieben. Wir machten die Tour mit einem deutschen Ärztepaar aus Bochum (Er fragte ihren Bootsführer auch nach einer Stunde beschaulichen Schilfsbeschauens, ob hier denn Nilpferde seien? Selten. Elefanten? Ja, sieht man so aber nicht. Schlangen? Eigentlich nicht so häufig… und so weiter.). Aber aggressive Ameisen gab es in Hülle und Fülle. Anfangs sind wir mit dem Motorboot durch die Kanäle gedüst und haben viele Vögel gesehen, obwohl wir beide Venezuela ein um weiten besseres Vogelerlebnis zugestehen müssen. Wir haben dann noch eine Wanderung auf einer Insel gemacht, die davon beendet wurde, dass die Elefanten auf unserem Weg standen. Er versuchte sie entnervend aussichtslos zu verscheuchen, indem er mit einem Stock auf nen Busch einschlug und erstaunlicherweise keine Reaktion bekam, was er mit einem Schulterzucken a la „Ich hab ja schließlich alles gegeben, ihr habt‘s gesehen“ in unsere Richtung quittierte. Er stecke sich dann beiläufig eine abgerissenen Handvoll Schilf in das eine Nasenloch, woraufhin die HNO-Ärztin ihn direkt trocken fragte, warum er sich Gras in die Nase stecken würde. Er meinte ganz selbstverständlich, von der anderen Seite käme kein guter Geruch. Ok, belassen wir es lieber dabei.

Mit denen und einer Finnin, die kürzlich ein Bewerbungsgespräch per Skype geführt hat und zwar für eine Stelle bei einem Ministerium, haben wir dann noch einen Flug mit einer Kleinmaschine über das Delta gemacht. Das ist der einzige und relativ günstige Weg, die schiere Größe zu erfassen

Da die Temperaturen wie gesagt sinken, wurden die Feuer abends vom mückenverscheuchenden Nutz- und Romantikfaktor zum Heizen und einzigen Lichtpunkt in pechschwarzer Nacht gebraucht und die erste Aktion am Morgen in der Dämmerung war das Feuermachen mit klammen Fingern. Das klingt zwar schön ursprünglich und lustig, aber ich kann sagen, dass ich dauerhaft morgens doch lieber ne Heizung habe, sorry Campingromantik. Als uns Gas und Holz ausgingen, schlossen auch die Geschäfte, denn es lag das Osterwochenende vor uns und wir waren bereits wieder in Namibia angekommen und wollten in den Kgalagadi Transfrontier Nationalpark. Auf den Weg dorthin mußten wir in der Kalahari umdrehen, weil eine Straße überschwemmt war und danach bogen wir auch noch falsch in der Wüste ab und fanden uns 1,5h später wieder an der gleichen Stelle. Dann ging uns auch schon der Tank alle und wir hatten keinen Kanister dabei, aber wenigstens hatten wir wieder das deutsche Radio und es lief 101 Dalmatiner. Schlußendlich landeten wir bereits in der Dunkelheit auf einer Farm im Nirgendwo. Wir wurden gleich warm empfangen und bekamen Geleit zum Campen in den Bergen. Es war ein herrlicher Platz. Wir haben tolle Ostern bei dieser Familie verbracht. Als Tiere gibt es einen netten Boerbullen von 60 Kilo, einen Springbok, ein Fohlen, einen Welpen, den Hund Moni, Schweine und Katzen. Ich konnte endlich mal sagen: Da steht ein Pferd aufm Flur! Und es stimmte und aß genüßlich die Pflanzen. Im Garten stand ein zu Schrott gefahrener Wicked mit dem sich welche letztes Jahr hier überschlagen haben. Die waren offensichtlich auch illegal in Namibia, denn sie waren nach dem Unfall verschwunden. Sie lieferten uns oben in den Bergen ab, machten uns Feuer in der Dunkelheit, wiesen uns ein und dann kam noch der 9 Jahre alte Sohn mit dem Quad hinaufgedüst, aber da wußten wir noch nicht, wie gut er mit dem Auto unterwegs ist. Der hat uns die Dünen wie ein Großer hinaufgefahren. Wir hatten ein Outdoorklo und -dusche unter der man zur Erwärmung des Wassers Feuer machen mußte. Wir haben 2 Tage bei Ihnen verbracht und am Ostersonntag Trüffel gesucht Ein Angestellter hatte bereits ne ganze Tüte voll und es ist eine lustige Vorstellung, dass in ner Blechhütte in den Arbeiterbaracken abends einer nen Kilo Trüffel verspeist. Wir haben mehr oder weniger kritisch den neuen Nachbars-Bullen begutachtet, Wurst gemacht, Springbok gegessen, Arbeiter nach dem Osterwochende eingesammelt, Schafe durch die Kalahari getrieben etc. So sind wir in die beste Erfahrung über Land und Leute geschlittert. Dann hieß es Weiterfahrt in den Park. Seinetwegen ist uns diese Route geschehen, doch sollte gerade er sich uns verweigern. Er war voll, wir kamen nur für einen Tagesausflug hinein und kapitulierten vor den schlechten Straßen, auf denen nur ein Fahren mit guter Federung, Geländewagen und Luftdruck von 150 Bar möglich war. Außerdem war das Gras wegen des vielen Regen so hoch, dass eh nichts zu sehen war und die leuchtend roten Kalaharidünen eine schöne Sommerwiese waren. Also kein Park, dafür aber eine erfrischende Reiseroute.

Randbemerkungen: In Kürze finden hier die Wahlen statt, vielleicht lasse ich mich aufstellen, dann wird das doch noch was mit Geraldinien.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mir sind vor Begeisterung über Text, aber besonders auch über Bilder mal wieder die Tränen der Freude, des Laches und der Rührung gelaufen...was lese ich nur, wenn ihr wieder da seid?!
PPS-Familie