Donnerstag, 4. November 2010

Back from the Trek - Aus dem Schatten der Eisriesen

Oh Mann Sorry, ich möchte unbedingt klarstellen, dass das Geralds dramatische Titelidee ist :)
Unser letzter Bericht erfolgte aus dem indischen Varanasi. Von dort aus sind wir mit dem Bus zur Grenze nach Nepal gedüst, die wir per pedes überquert haben. Gefahren sind wir mit einem Nachtbus, der uns um 4.30 im Nirgendwo raus gelassen hat. Aber wo ist nun die Grenze? Scharfschützen? Minen? Aber natürlich nachtaktiv- die ewig emsigen Taxifahrer, die einen überall hinbringen wollen. Der eine sagte, das Ausreisebüro sei nach Norden und die Grenze nach Süden und die anderen beteuerten es uns andersherum, Überfall wahrscheinlich all inclusive. Um halb 6 kam dann ein zerzauster Inder im Unterhemd und setzte sich, um unsere Ausreise offiziell zu genehmigen. Dann wollten sie doch glatt 50 Rs für die Stempel. Katja sagte wie aus der Pistole geschossen, dass sie nicht für Stempel zahle und ging. Ich bin dann hinterher einfach. Schnell geschaltet meine Frau. Die meisten lassen sich bestimmt überrumpeln oder wollen um die Uhrzeit nach der Fahrt einfach nicht diskutieren und hätten gezahlt. Hätte mir auch passieren können. Dann sind wir unter dem Schlagbaum hindurch aus Indien hinaus. Waren 200 Meter im staatenlosen Territorium. Schade, dass ich keine Flagge und ne Hymne dabei hatte, sonst hätte ich Geraldinien gegründet. Population 2: King Gerkules und Citizen Katja. Steuerfrei versteht sich.
Nun also das nepalesische Einreisebüro suchen. Es war selbstverständlich noch nicht offen. 15 Min später bewegte sich ein Rollo mit aller gebührenden Ruhe in die Höhe und wieder ein schnieker Mann im Unterhemd. Der machte jedoch erstmal 20 Min Hausputz und wischte sogar die Regale aus- alles vor unseren Augen. Der konnte das doch nicht ernst meinen, sowas machen die doch alle 5 Jahre nur. Irgendwann ging es los, das Arbeitstempo spottet jeder Beschreibung. Einen Zeitung in Zeitlupe, so dass jede Meldung schon ins Archiv könnte, ausgebreitet. Dann akkurat darauf die Stempel und im 90° Winkel dazu die Stempelkissen angeordnet. Herrlich!
Sind in Pokhara angekommen, sehr entspannte und saubere Stadt wunderschön am See gelegen und von dort nach ein paar Tagen zu einem Trekking aufgebrochen- ab in die Berge mit Flugzeug. Im Wartebereich gab es nicht mal eine Anzeige, man musste die ankommenden Flugzeuge einfach aus dem Fenster erkennen und dann aufs Flugfeld laufen. Alles kleine Propellermaschinen, dann unsere: Kleiner, älter etc. Katja war bedient bereits und zu Recht, denn der Flug war grenzwertig. Wir sind ab Mukhtinath gelaufen und haben damit ca. ein Drittel des Annapurna Circuit geschafft, wem was das sagt. Haben dort noch ne Mütze und Handschuhe gekauft wegen der Kälte. Abends war es in den Gästehäusern immer sehr gemütlich, alle an einem großen Tisch gesessen und mit Feuer drunter. Schlafen mit Schlafsack und Extra-Decken und komplett angekleidet. Ab 16 Uhr wird es sehr kalt und schnell duster und dann ab 17 Uhr meistens kein Strom mehr. Das Wetter war die ganze Zeit super und die Landschaft toll: Tiefe Schluchten, sonnenbeschiene Berge mit schneebedeckten 8000er-Gipfeln, breite Täler, schmale Täler und Flussläufe tief unten im Tal, vorbeiziehende Yakherden…. Aber ab Punkt 11 beginnt ein brutaler Wind. Staub überall. Man wird andauernd von Träger überholt, die mit 2 riesigen Rucksäcken an einem vorbeisprinten. Gehalten werden die Rucksäcke mit Gurten am Kopf. Manche binden sich auch Hühner auf die Rucksäcke noch mit drauf, die brechen deshalb bestimmt immer vor den Westlern auf, damit die das nicht sehen. Katja fühlt sich hier pudelwohl und beschreibt einen Nachmittag so: „Ich sitze hier mitten in Nepal auf einem Dach, mitten im Himalaya, die Sonne strahlt, ich schaue auf kristallklare 7000ender Gipfel, hinter mir sortieren 2 Frauen im Gras sitzend die Wäsche, gegenüber bewacht eine Frau auf dem Dach die Maiskolben und Kürbisse, die auf ihrem Dach trocknen und eine 4. Frau sitzt auf ihrem Dach im Schneidersitz mit ihrem knatterten alten Nähmaschine und näht, um mich herum Apfelbäume. Kann die Welt noch besser sein?“
Jeder Meter nach unten von 3900m auf 1200m verändert die Landschaft und die Temperatur. Die Dörfer anheimelnd- alte Steinhäuser, enge Gassen, alles sauber, gefegte Straßen, nette Menschen, schöne Klöster. Lustige Begegnungen hatten wir auch: Ein Nepalese war nach eigener Aussage mal Parlamentarier und gut bekannt mit Joschka Fischer. Hm, ja klar und Katja ist die kleine Schwester von Angela Merkel, Zufälle gibt es…. Katja hat zum Glück vom einem Träger noch die wichtige Information bekommen, dass eine Strecke, die wir mit dem Bus abkürzen wollten zu gefährlich sei, um sie zu befahren, weshalb wir sie laufen sollten unbedingt. Glück und danke Katja! So kann sich eine Konversation lohnen, die ich wohl nicht geführt hätte, um meine Ruhe zu haben. Eine tierische Begegnung hat uns auch eine unentspannte Nacht beschert. Wir hatten mehrmals Besuch einer Maus-Ratten-Maulwurfmischung, die knisterte und fiepte und unsere Taschen durchwühlte. Da ich es nicht fangen und verspeisen konnte, kann ich nicht mehr darüber berichten, wenn ich aus Kathmandu bißchen von unseren kulinarischen Erlebnissen berichte.
Um nach Pokhara zurück zu kommen mussten wir wieder Busfahrten ertragen, die diesmal über mein Maß an erträglicher Lebensmüdigkeit weit hinausgingen: Zersplitterte Scheiben, Sitzen an offenen Türen mit dem Abgrund im Rücken etc., aber sind gut angekommen, dennoch werde ich sehr froh sein, wenn wir die Berge in dieser Hinsicht verabschieden können! Nach einem Umsteigen bekamen wir die schlechtesten Plätze im Bus, so eng, dass wir nicht reinpassten und die Kante der Ablage begann dort, wo mein Kopf hätte sein müssen, was bei den Schlaglöchern, die hier auf der „gut ausgebauten Straße“ lauern zu einem erheblichen Verlust an mir nötigen verbliebenen Gehirnzellen geführt hätte, das hätte ich mir nicht leisten können. Klingt zwar lustig, aber hätte es nicht geklappt, dass wir uns einfach eine Reihe davor gesetzt haben, dann hätten wir im Gang stehen müssen. Eine Gruppe junger, kleiner und betrunkener Nepalesen war es egal, dass wir auf ihren Plätzen saßen. Die haben dafür stundenlang Party gemacht, gegrölt, laut Handy gehört und mitgesungen etc.
Wir haben also die Wanderung wunderbar gesund überstanden, außer, dass wir froh waren, nicht mehr mit Turnschuhen durchs Gebirge zu laufen.

Indien ist nach doch ganzen 7 Wochen schnell an uns vorübergezogen und nun befinden wir uns in Nepal auch bereits in den letzten Wehen. Morgen früh begeben wir uns auf den Weg nach Kathmandu mit zwei Stops in kleineren Dörfern. Von Kathmandu aus werden wir dann auch weiterfliegen in 10 Tagen. Wir haben heute früh beim mächtigen indischen Frühstück festgestellt, dass wir nun bereits 2 Monate weg sind!

4 Kommentare:

elk hat gesagt…

Boah ey: Der genialste Wanderweg der Welt! Nicht schlecht, ihr Spechte! Aber ob Turnschuhe da so angebracht sind, ich weiß ja nicht... Aber ich merk's mir, wenn ich mal im Himalaya unterwegs bin spar ich mir die Kröten für die Stiefel und spendier lieber Katja ein Flugticket, damit sie mich über die Grenze bringt und vor lebensgefährlichen Bussen warnt!

Ich glaube übrigens wir sind alle ganz froh, wenn ihr mal in weniger gefährlichen Ecken unterwegs seid, insofern haltet noch 10 Tage durch ohne größere Blessuren!

Almutituti hat gesagt…

Ich würde sehr gern in Geraldinien wohnen!
Hätte ich als Schwester des Königs nicht auch einen Sonderstatus??

Krass, schon zwei Monate?! Wahnsinn.
Dann könnt ihr ja auch eigentlich bald mal wiederkommen :)

Anonym hat gesagt…

wir haben da auch noch zwei prinzessinnen für geraldinien zu bieten ;)
ich staune grad bei meinem ersten besuch auf eurer seite..wow, wow, ihr abtenteurer. und schon zwei monate... lunchen hat morgen ihre erste halbe stunde ohne mama in der kita vor sich, für sie sicher so aufregend wir für euch eure reise-so verändern sich die perspektiven im laufe der zeit...
staunt weiter so und freut euch an allem was ihr seht. wir denken an euch und haben euch lieb, eure 4 zehes

Anonym hat gesagt…

mann o mann! ihr wollt es ja echt wissen! eure berichte lesen sich wie ein gut geschriebener abenteuerroman! asche auf meinem haupt! noch keine mail von mir! aber wir denken viel an euch! wenn es mit geraldinien nicht klappt, vielleicht findest du einen verleger und wirst ein berühmter autor? naja, jedenfalls sollt ihr bei euren realen abenteuern auf euch aufpassen und heil und bald wiederkommen! es grüßen euch vier schulzens von der schulenburg in tempeldorf