Samstag, 26. Februar 2011

Schwaratzkies in Neuseeland Nord

No shirts, no shoes, no worries

...wie ich die Leichtigkeit des Lebens in NZ erfand, aber die Realität trotz aller Strenge Humor bewies und das Motto Wahrheit finden ließ: Gepäck ist weg.

Ihr kommt nun in das zweifelhafte Vergnügen innerhalb von kurzer Zeit sehr viel von uns zu lesen und zu sehen. Nach dem Eintrag und den Bildern zur Südinsel vom 19.02.2011, folgen nun zwei weitere Textteile und die Fotos zur Nordinsel NZs. Wenn ihr also noch nichts zu NZ gelesen habt, müßt ihr weiter unten beginnen, sofern ihr eure abonnierte BZ ausgelesen habt.

Auf nach Südamerika! Auf der Suche nach Eldorado! Bis zum bersten erfüllt mit dem Forscherdrang eines Alexander von Humboldt. Ach, ich liebe pathetische Anfänge! Da dachten wir auf dem Flug schon etwas furchtsam, nun geht es wieder los mit eigenem Klopapier und Wasser nur aus der Flasche, keine öffentlichen Toiletten im makellosen Zustand (NZ adieu) und der Rückkehr zur Langsamkeit: Einkaufen bedeutet weite Wege zu Fuß mit Gepäck, so auch das tägliche Bewegen, wenn man auf Taxis verzichtet und noch nicht die Irrwege der örtlichen öffentlichen Busse studiert hat (Bei unserem Spanisch klappt das freilich allenfalls kurz vor der Abfahrt). Erfolgreiche Tage bestehen aus Zielfindung, Realisierbarkeit theoretisch und praktisch: Organisation der Anfahrt, Anfahrt des Ziels, Zielbegehung, Organisation der Rückfahrt, Rückfahrt und Erreichen des Ausgangspunktes. Kenntnis des Namens und die Fähigkeit zur Verdeutlichung dessen gegenüber Dritten vorausgesetzt (dies alles versteht sich definitiv ohne Gewähr). Aber nun haben wir den Kopf erst mal mit anderen Dingen voll- unser Gepäck! Keine Zeit, dem Auto nachzutrauern, an das man sich schneller gewöhnt als gedacht. Schöne Grüße an Tüten-Gudrun an dieser Stelle, wir nehmen Deinen Situationswitz aus Chile als Messlatte unseres Verhaltens als Gepäcklose, nur gehen wir davon aus, dass bei Dir die sichere Rahmenorganisation etwas straffer gezogen war. Die Venezolaner wollten uns am Flughafen gewiss auf ihre (leider) spanische sprechende Art und Weise auch unter die Arme greifen, aber doch am liebsten tief in die Tasche, weil nach jedem dritten Satz die verlangende Frage nach „money change?“ kam. Man sitzt entspannt am Gepäckband auf seinem leeren Gepäckwagen und wartet, da schleicht sich von der einen Seite ein Putzmann mit Besen heran und nuschelt einem die konspirative Frage in das eine Ohr. Von der andere Seiten pirscht sich währenddessen ein möglichst beschäftigt wirkender Wagenschieber heran und säuselt einem verlockend in das andere Ohr hinein. Wir haben uns einfach mit einem erbärmlichen Kurs am offiziellen Schalter bescheissen lassen, dass ist nur was für die ganz Harten im Ertragen. Den besten Kurs bekommt man wohl an den Posadas selbst, da sind wir dran. Aber als Pfand für unsere Rucksäcke haben wir ja immerhin den Regen, wie sagt man so schön, im Gepäck- bei uns im Handgepäck. Trotz der Trockenzeit regnet es stündlich kräftig seit wir hier sind, die sollten sich lieber kräftig schinden, dass alles hier ankommt von unseren Sachen. Wenn unser Gemüt erst mal aus dem Gleichgewicht gerät... Zu was aber der Regen bei einer Ausführung Klamotten (ja, auch nur einmal Schlüpper und Socken) und den Temperaturen hier und den 3 Tagen Flughafen zuvor führt? Zu einer intensiven Entwicklung von Mikrokosmen einheimischer Bakterienkulturen par exellance. So absurd es auch mit dem uns verfolgendem Wetter und den Katastrophen ist, gibt es doch von NZ Tragisches zu berichten: Wie alle sicherlich mitbekommen haben, ist bei Christchurch ein schlimmes Erdbeben geschehen, an unserem Abflugtag. Das haben wir noch mitbekommen und so ist auch die Kathedrale, die wir im Blog erwähnten und in der wir den Gottesdienst verbracht haben, eingestürzt und es soll auch viele Menschleben gekostet haben. Dass es diesmal im Gegensatz zum Beben des vergangenen Jahres zwar auf der Richterskala niedriger ausfiel, aber näher an der Oberfläche stattfand und zeitlich genau die Lunchtime abpaßte, führte sicherlich zu der höheren Anzahl an Betroffenen. Aber da wißt ihr bestimmt genauer Bescheid durch die Nachrichten.

Doch nun drehe ich die Zeit noch ein bißchen zurück, soll Euch doch das gleiche widerfahren wie uns: Der 22.02. war ein langer Tag. Wir flogen an ihm um 21 Uhr von Auckland ab und kamen um 17 Uhr am selben 22.02. in Argentinien an. So wurde uns ein Abend in diesem schönen Land geschenkt. Buenos Aires: Die Stadt des Salsa! Tango! Theater! Nächte durchtanzt, Romantik, Straßen entlang spaziert! Hola! Kultur und Geschichte, Dramen und Schicksale! Ciao Bella!- Wir waren Steak essen und zwar große Portionen, viel und schnell, sorry. Dann die Nacht am Flughafen, wenn ihr es genau wissen wollt, auf Terminal A verbracht. In B, wo wir später einchecken mußten, war es nämlich nicht so schön. Schlechtere und ungünstiger positionierte Bänke und die Infrastruktur für uns im Flughafen Gestrandete (Stromanschluß, Klo, McD, Mülleimer, TV-Bildschirm, Sicherheitsleute) um einiges rudimentärer. Da spielte Terminal A in einer ganz anderen Liga, war einfach nicht so dreckig oder besser „messi“ da (Sorry, ich mußte den argentinischer Weltfußballer irgendwie mit reinbringen). Außerdem bekam Katja hier eine Spam-Sms sehr rüden Inhalts aus Deutschland, sowas hatten wir noch nie. Nun denn, so kamen wir jedenfalls dann nach 41 Stunden Reise an. Alles weitere dazu aber im nächsten Blogeintrag.

Wir haben rübergemacht! Unsere Republikflucht


Wie es zu erwarten war, überquerten wir die Cookstr. im Regen und segelten mit unserer persönlichen Gorch „Fog“ und einer undurchdringlichen Nebelwand in den Hafen von Wellington ein. Bei dem Wetter hätte Captain Cook noch so guten gucken können, er hätte es niemals gesehen. Aber in der Stadt war immerhin für Spektakel gesorgt. Es fand gerade der Fancy-Dress-Day statt im Zusammenhang mit dem Turnier der 7 besten Rugbymannschaften der Welt und dem Nationalfeiertag zum Gedenken an den Vertrag von Waitangi vom 6. Februar 1840. Was der beinhaltet sei dem geneigten Leser zur Fortbildung ans Herz gelegt. Nur soviel vorab, es ist eine immer noch umstrittene Übereinkunft der Maori-Repräsentanten mit der brit. Krone und machte NZ faktisch zur britischen Kolonie. Der geschichtsträchtige Vertrag von Waitangi ist die Klammer unserer Nordinselreise. Wir setzten unseren Fuß am 6.2. auf den Boden der Nordinsel und die letzten beiden Nächte schliefen wir in Waitangi in Sichtweite des leider überteuerten Parks. Wir haben wenigstens ne Tüte Süßigkeiten mit dem Aufdruck erstanden, um unsere Ehrerbietung klar und deutlich zu machen. Und natürlich auf einem Campingplatz in Maori-Besitz unser Campervanchen gebettet, was hier im Norden allerdings keine Seltenheit ist. Von den 7 ursprünglichen Maori-Stämmen, die NZ besiedelten, wandte sich nur einer der kalten Südinsel zu (Pluspunkt dieser: Weniger andere Stämme), der Rest blieb im mütlicheren Norden. Somit ist der indigene Bevölkerungsanteil im Norden NZ auch heute noch deutlich höher. Manchmal entscheidet sich der Lauf der Geschichte eben an Banalitäten, wie z.B. hier im Falle der Besiedelung NZ, dass der gefürchtete Häuptling „Kalter Fuß“ es abends gern kuschliger hatte, nachdem er ein paar Moas entleibt hatte.

In sogenannten Wellywood, die immer noch die Heimat des Peter Jackson (Reg. Herr der Ringe) ist, haben wir dann die uns durch den Regen gegebene Zeit im herrlichen Te Papa Museum verbracht. Nur zu empfehlen und natürlich kostenlos. Wir sind dann relativ flink nach Norden gefahren, haben zwischendurch in Kaitoke im friedlichen Drehort des Elbendorfes Bruchtal aus dem Herr der Ringe-Film geschlafen, um das Klischee zu bedienen (War uns nicht deshalb wichtig und kann eh nur ein bekennender Jünger dieser Filme meinen zu erkennen, der jede Szene unzählige Male studiert hat und mit der Nase raufgestoßen würde). Eine Morgenwanderung mit einem Marsch über einen Hängebrücke begonnen und ja, ich habe versucht, sie so doll ich kann hin und her zu schwingen und Katja hat es heimlich gefilmt. Sieht leider aus wie nen Schimpanse auf LSD an Gitterstäben rüttelnd und Seile reißend wie ich nach schamroter Durchsicht zugeben muß. Konnten in Jerusalem nicht im Kloster übernachten, war leider voll. Sind dann weitergefahren, aber Bethlehem kam nicht. In Wanganui haben wir unser erstes Knöllchen bekommen, aber nicht wegen meiner ersten eklatanten Geschwindigkeitsüberschreitung, sondern wegen Parkens (wir hatten sehr zum Ärger Katjas bereits 3 Dollar reingeworfen). Egal, haben wir sofort beglichen und sogar Rabatt bekommen. Und schon waren wir in der vulkanischen Mitte des Landes. Wir umrundeten den fast immer hinter Regenwolken versteckten Mount Egmont/Taranki an der Westspitze (Last Samurai mit Tom Cruise) auf dem Surf Highway und bewanderten die allseits bekannten Klamms des Tongariro National Park (Herr der Ringe, die Butze des Bösen) in einer tollen ca. 8-stündigen Wanderung durch grandiose Lavalandschaft (letzte beeindruckende Aktivität: Abgang seines Kratersees 2007) Ein leider heillos überlaufenes Highlight unser NZ-Reise wie man an den Bildern unschwer erkennen kann. Wir hatten tolle Aussichten und ein Schweineglück mit dem Wetter, das sich wahrlich gehalten hat. Dort marschierte auch ein abgefahrener Japaner mit, der zwar richtig verstanden hatte, dass man im sehr steilen und rutschigen Terrain durchaus wie beim Skifahrer „kanten“ kann und seitwärts laufen. Aber er machte es im zappelig lächerlichem Laufschritt und in einer bescheuerten Länge der Geraden parallel zum Berg, so dass man langsameren Schrittes gerade aus schneller war (trotz des ungläubigen Kopfschüttelns), aber Achtgeben mußte, nicht von ihm harakirimäßig aufs Korn genommen zu werden. Auf dem Weg dorthin haben wir noch flink die Republikflucht über den Forgotten World Highway mitgenommen, man gönnt sich ja sonst nichts. Bei der Anfahrt zur „Grenze“ malte ich mir die Szenerie aus: Wir würden auf Bataillons voller schießwütiger Soldaten stoßen willens uns am Rübermachen zu hindern, was es auch koste und wir würden freilich durch Minenfelder kurven müssen. Das Auto würde schließlich zerschossen und qualmend liegen bleiben und ich würde mit Katja auf den Armen über die Fänge des Stacheldrahtzaunes hechten, angeschossen von Helfern die letzten Meter gestützt, heldenhaft, weltweit in die Wohnzimmer übertragen: Ein Fanal der Freiheit! D-Mark! Jährliche Jahrestagfeiern mit uns beiden, Kohl, Bush sen. und Gorbi! So ähnlich war es dann auch. Whangamomona zählt 40 Seelen und erklärte sich 1989 für unabhängig. Da können wir natürlich nicht fehlen und haben mit unserer bodenständigen familiären Art etwas Ruhe in diesen Ort gebracht und inspiriert von dem hier herrschenden Geist des Widerstandes gegen die Obrigkeit mit einem Picknick pazifistisch gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt demonstriert und die zu hohen Preise für anständigen Käse.
An Auckland sind wir nur 2x mal vorbeigedüst, offensichtlich haben wir deutliche Symptome der Stadtflucht nur vice versa. Wir haben in vulkanischen Warmwasserquellen gebadet, die in einen Fluss strömen, blubbernde Schlammlöcher und spuckende Geysire besucht (Dort standen Deutsche ,die sich ernsthaft beschwerten, das es keine Tafel mit Ausbruchzeiten hier gäbe). Haben auch eine Kulturtour mit Gesang, Rabbatz und Haka-Fatz aus Versehen geschenkt bekommen, bei der sich Japaner und peinliche Deutsche mit halbnackten Maoris mit Speeren und kriegerischer Tätowierung fotografieren lassen, haben einer riesigen Kolonie Tölpel am Cape Kidnappers die Aufwartung gemacht und das verlassene und von Maoris besiedelte East Cape besucht. Hier ist die wohl entlegenste Ecke NZ, die Campingplätze und Hostels aus dem Lonely Planet waren alle geschlossen und verlassenen Bruchbuden. Und was passiert uns als wird in der Dunkelheit auf eine Wiese ohne Klo als letzte Campingmöglichkeit vor dem Kap kommen? Dort stehen 4!!! Jucy-Wagen in letzten Tagesschimmer. Wir fielen glatt aus den Schlappen und schauten uns nach versteckten Kameras um. Wir hatten schon Angst, dass wir nirgendswo mehr ankommen und gleich mit dem Auto am Rand der Welt die Scheibe runterfallen, dann sowas. Die letzten Tage haben wir mit größtenteils Sonnenschein im Nordland verbracht und konnten sogar endlich ins Meer. Es gibt niedlich Hafenstädte wie Russel mit interessanten Geschichten wie die des Hone Heke, der hier 4x den Fahnenmast mit der brit. Fahne umhackte und dadurch Kriege entfesselte oder die Mädchenkriege, bei denen sich zwei Stämme zu Hunderten massakrierten, weil die Damen handgreiflich untereinander wurden über die Gunst eines Walfangkapitäns. Haben mit dem Boot die Bay of Islands erkundet und das Cape Reinga besucht, wo am nördlichsten Punkt NZ die Seelen der verstorbenen Maori in die Unterwelt ziehen. Mußten am Ninety Mile Beach einem neunmalklugen (hihi) Franzosen das Auto aus dem Sand schieben. Unser Fahrer meinte: „Cheers. Wir sind nur hier um Bilder zu machen, das Wasser steht gleich bis hier, no worries“ und zeigte fröhlich auf den Türgriff. Der Franzose war schon so verzweifelt, dass er nichts mehr sagen konnte, geschweige denn fähig einen Gesichtsmuskel in sinnvolle Richtungen zu bewegen. Zum Abschluß haben wir versucht, einen Kauribaum zu umarmen. Bei 14 Metern Umfang eine Aufgabe, denen nur Schwaratzkies gewachsen scheinen…

Randbemerkungen:
Ich mußte einmal dringend auf Klo und als ich auf der Schüssel saß, merkte ich plötzlich, wie alles vor mir verschwamm und Kreise zog und ich dachte, nein, nun wird mir hier noch schwindelig, schnell raus. Alles halb so schlimm, das Klo war von Hundertwasser in Kawakawa.
Im Reiseführer wirbt beinahe jede Stadt damit, die meisten Sonnenstunden zu haben und am wärmsten zu sein, da wurde ich schon langsam madig. Was ich aber am wenigsten lesen konnte, waren Jetboottouren oder jede erdenkliche „Funsportart“, mit der sie versuchen, einen natürlichen See, Fluß, Schlucht oder Berg in ein zeitgemäßes adrenalingeladenens Spektakel zu verwandeln. Kann man nicht einfach sagen: „Ah, da schaue, Weib! Ein schmucker See vor herrlichen Bergen. Laß uns davor sitzen, die Füße baumeln und den angestrengten Blick sich auf ihm ausruhen lassen.“ Nein, da muss man mit Schirmen am Boot hängen oder auf Bananen drauf rumdüsen oder von irgendwo runterspringen an Seilen oder nicht. Überall steht das: „Es gibt zwar wenig zu sehen, ABER MAN KANN GANZ TOLL JETBOOT FAHREN.“ Manchmal tut es gut, das vermeintlich spießbürgerliche Innehalten vor eindrucksvollen Naturattraktionen genießen zu können, ohne dass man auf dem größten Vulkansee ne Hole-in-One-Challenge abhalten muss oder sich aus dem Flugzeug hineinstürzt.
Der Supermarkt New World ist auf der Südinsel deutlich besser. Im Norden sollte man lieber auf Woolworth ausweichen. Das auch englisch genannte „Glockenspiel“ von den wahrlich „hölzernen“ Romeo und Julia des Turms in Stratford ist keinen Besuch wert.

Laßt Euch übrigens von dem sonnigen Wetter bei den Bildern nicht täuschen. Wir haben euch nur die schönen ausgesucht (fast) :o)

Das wars mit NZ. Sweet! Easy as that!

Die Schwaratzkies

Samstag, 19. Februar 2011

Schwaratzkies in Neuseeland Süd



aufs Bild klicken, ne?

It's a Jucy kind of a journey...

… “You can sing as long and as loud as you want in here. Try that on a bus and see how many friends you make”
Nachdem uns der Flug ungefragt 2h Zeit abgenommen hatte, haben wir so beiläufig gealtert unser Auto, einen knallgrünen Jucy Crib (warum sind eigentlich alle Camper weiß?), in der Nähe des Flughafens in Empfang genommen. Da wir damit offiziell zur „Jucy-Family“ gehören, winkt man sich auch eifrig auf den Straßen Neuseelands (im folgenden Text NZ) zu, wenn einem ein anderer Wagen begegnet. Üblicherweise geschieht das mit hektischen, abhakten Winkbewegungen des Unterarms und weit aufgerissenen Augen und Mund- nach dem Motto „man weiß ja, dass es lächerlich ist und steht eigentlich auch darüber und karikiert es deshalb mit Übertreibung“, aber eigentlich macht es den meisten doch insgeheim Spaß, denke ich. Tja, so verrückt ist unsere Familie und wenn man beim Servicetelefon anruft, wird man auch mit „Hi, here is Lucy from Ju…cy“ begrüßt, da fühlt man sich gleich wie Daheim. Die zotteligen Typen am Schalter beim Abholen machten sich noch darüber lustig, dass alle Deutschen so einen Quatsch fragen, ob das Auto bei Abgabe auch gesaugt sein soll. Nun denn: So bekamen wir natürlich ein versifftes Auto abgeliefert! Die Deutschen sind gerade auch 80% der Abnehmer und hier in Horden unterwegs wie jeder Einheimische bestätigt. Wir wundern uns auch über die Anzahl von Israelis, Schweizern und Holländern, die durch die Welt turnt. Gemessen an der Anzahl der Einwohner kann eigentlich nur noch ein geringer Teil der Bevölkerung innerhalb der Landesgrenzen ausharren. Wir können in dem Auto selbst kochen (sofern es der Wind und der Gasvorrat zuläßt), haben einen Kühler für Vorräte und einen Wassertank mit kleinem Waschbecken. Dann wir das Bett umgebaut, durch das Dachfenster den immer noch grandiosen Sternen zugesehen, sofern es freilich das sehr nasse Wetter hier zuläßt oder bei Taschenlampenschein gelesen. Katja macht das Brutzeln auf dem Gaskocher mächtig Spaß und sie ist wirklich gut mit der einen Platte, was natürlich von meiner Seite auf Gegenliebe und Unterstützung stößt :o) und sie verteidigt unser Essen und Vorräte wahrlich furchtlos und rechtschaffen gegen freche Enten, Möwen und Insekten, die wir dennoch manchmal aus dem Topf fischen müssen. Letzens ist ein Grashüpfer in den Tod gesprungen, für ein Risotto! Das muß man sich mal vorstellen…Was ein Jammer.
In NZ kann man auf DOC (Department of Conservation)-Campingplätzen schlafen. Das sind Campingareale in der Natur ohne Einrichtungen. Also meist außerhalb des Stadtbereiches auf Feldern, Wäldern oder an Seen, auf denen es gewöhnlich nur ein Plumps-Klo gibt. Also kein Warmwasser, Duschen oder beheizte, trockene Räume. Aber fließend Wasser meistens aus dem Hahn oder der Platz ist halt am Fluss oder See gelegen, zum Abwaschen etc. ok. Zum Trinken muß eben abgekocht werden. Aber im Zweifelsfall ist hier in NZ das Wasser auch trinkbar. Unseren indisch gegerbten Lederbeuteln (Mägen) kann eh so schnell kein schlechtes Wasser mehr was anhaben.

Wir fahren in der Abendsonne über malerische Felder und durch sanfte Täler, wir müssen Gatter öffnen und schließen. Dann offenbart sich eine Senkung umrahmt von bewaldeten Anhöhen mit Schafen und einem Bächlein durchzogen vor uns. Saftiges grün und eine Handvoll Autos auf sehr weiter Fläche verteilt. Irgendwo hinter Bäumen oder Bodenwellen versteckt, so dass wir uns beinahe gänzlich allein fühlen, nur bewacht von den Schäflein um uns herum, von denen wir auch am nächten Morgen geweckt werden- so war es auf unserem ersten DOC-Campingplatz bei Geraldine, ganz ohne Orks und Gollums. Dort habe ich mich, ob ihr es glaubt oder nicht, aus irgendeinem unbestimmbaren Grund heimisch gefühlt. Nur ein Thron wurde mir nicht dargeboten. Außerdem regnete es, das würde in Geraldinien nicht vorfallen. Als wir dort unseren Einkauf im Campervan verstauten, wurden wir übrigens von einem Japaner, mit der konventionellen Waffe, der Videokamera bewaffnet, dabei argwöhnisch beäugt. Er traute sich auch, ein paar Schritte näher zu kommen und durch unseren offenen Kofferraum zu filmen. Er benahm sich wie ich als Kind, wenn man bei gefährlichen Tieren im Zoo dennoch durch die Stangen fassen möchte, um die Tiere zu berühren oder überlegt, bei Freibecken in Aquarien doch ins Wasser zu fassen. Das durfte man in einem Becken in Sydney tatsächlich und da war ein kleiner Schnappfisch, der mich gleich in den Finger piekte, woraufhin ich ihm lautstark mit der Trockenlegung seines Beckens drohte und ihm prophezeite, dass er auf nem Caesars Salat von Kati enden würde, wenn er sich nicht besserte- Nein, ich stellte mich natürlich zur Seite und beobachtete amüsiert, wie sich kleine Jungen erschreckten :o) Der Japaner holte dann schnell auch seine Leute und präsentierte ihnen, was er hier Wunderliches aufgetan hatte. So ware wir umringt von 20 Personen, die Fotos von uns und unserem Auto machten.

Wir haben unseren ersten neuseeländischen Tag in Christchurch, einen Sonntag, natürlich im Gottesdienst verbracht, wie es sich in dieser Stadt an diesem Wochentag gehört. Aber ansonsten haben wir NZ relativ profan mit nem Kaffee bei McDonalds und nem Leberkasbrötchen plus Sauerkraut mittags aufm Markt begonnen. Christchurch ist noch deutlich gezeichnet durch das verheerende Erdbeben im September 2010 und somit konnten wir auch nicht in die Baptistenkirche, in die wir eigentlich wollten, da sie notgedrungen umgezogen war. Wir haben in Kaikoura auch unser erstes Erdbeben auf einer Tanke selbst (üb-)erlebt. Gefühlte Stärke 7,8 Realiät wahrscheinlich 0,5. Immerhin sind auf der besagten Tanke die Süßigkeiten aus dem Regal gefallen. Zur Feier des Überlebens hat Katja nen Eis vom Bezahlen mitgebracht. War zum Glück nicht schlimm und wäre auch unschön gewesen, wenn man mich mit freiem Oberkörper und der geschenkten weißen Adidas-Sporthose von Opa Horst auf halb 8 und den Scheibenwischer in der Hand unter dem Geröll gefunden hätte.

NZ besitzt zwar nicht ausreichend genug gefährlich Tiere auf dem Land, um mich bei Anblick einer Schlange wie in Australien magisch aus dem Auto zu ziehen. Katja hat fast graue Haare bekommen und mehrere Tage lang an meinem Intellekt gezweifelt. Dass ich nicht der Hellste bin, war ihr schon immer klar, aber dass mein Überlebensinstinkt auch so rudimentär ausgebildet ist, konnte sie sich nicht vorstellen. Ich beharre immer noch mühsam auf der Position, dass ich den Kampf gewonnen hätte. Aber im und am Wasser tummelt sich hier allerhand, das sich einem förmlich vor die Füße wirft: Süd-östlich von Christchurch waren wir auf der Banks Peninsula und haben unsere Bekanntschaft mit den seltenen Hectordelfinen und vielen Robben gemacht. Dann ging es weiter gen Süden, wo wir auf der Otago Peninsula hautnah Seelöwen erlebten. Im Rahmen einer Tour haben wir dann noch Albatrosse beim Brüten, Robben und die seltenen Gelbaugenpinguinen beobachtet. Hätten wir gewußt, dass wir weiter im Süden all diese Tiere zu Hauf noch selbst sehen würden… Denn die Catlins brachten uns sehr nahe an die Pinguine (wir sind wirklich fast raufgetreten!) und den ausgewachsenen Seelöwen schlechthin an der Cannibal Bay heran. Das war ein Monstrum, da wurde einem angst und bange.
Von dort aus sind wir zum großartigen Lake Tekapo gefahren, wo sich das Ausharren auf einen schöneren Tag lohnte und grandiose Aussichten offenbarte, denn auch das Inland lohnt sich in NZ! Wir konnten morgens eine Wanderung machen und malerisch direkt an einem einsamen See mit unsrem Auto stehen. Bei Mount Cook haben wir auf einem Gletschersee mit dem Boot versucht, ein paar Eisberge umzukippen und ich habe gehofft, dass vom Gletscher noch mal nen Riesenstück abbricht, was aber glücklicherweise nicht geschehen ist.
Wir sind an den Elephant Rocks vorbeigekommen, wo die Chroniken von Narnia spielen und auch zu diesem Zeitpunkt aufwendige Kulissenaufbauten stattfanden. Dass wir hier eh alle 3 Meter an Drehorten vorbeikommen, versteht sich von selbst und die Coolsten tragen auch noch T-Shirts auf denen steht, dass sie irgendwie Staffmember bei den Dreharbeiten von Herr der Ringe waren. Bei den Elephant Rocks trafen wir auch den Eigentümer dieses Privatgeländes, der außer sich war, endlich sein Klo für die Besucher bekommen zu haben. Das hat er uns jedenfalls als erstes ins Gesicht geschleudert und auch dann sofort in sein Handy gebrüllt. Und die Filmleute haben ihm sogar eines gemacht, das aussieht wie die es umgebenden Steinformationen, toll. Die Brille fühlte sich aber ernüchternd gleich an bei unserem darauffolgendem Sitzen auf dem Superloo. Die herrlichen Catlins brachten uns dann zum südlichsten Punkt der Südinsel. Wir befuhren den Milford Sound, fanden zwar den Weg ins Paradies, aber mußten kurz vor dem Eingang umdrehen, weil es zu sehr schüttete. Erholten uns in Wanaka ein paar Tage stellvertretend für die armen getriebenen Lebewesen, die in Queenstown sich in allen erdenklichen Varianten versuchen, zu ertränken oder sich aus Flugzeugen, von Bergen und oder Brücken zu stürzen etc. In Wanaka können wir nur ein Kino mit alter Couch und Sesseln wärmstens empfehlen, in dem es in der Pause riesige frischgebackene Cookies gibt! Unbedingt beeilen, sonst sind alle weg! Von dort aus ging es zur Westküste und dem berühmten Gletscher Franz Josef und weiter im Norden einer schönen Küstenstraße. Wieder an der Ostküste angekommen, haben wir noch sonnige Tage in Kaikoura verbracht. Wir haben Wale beobachtet und sind mit Delfinen geschwommen. Auf dieser Tour mußte Katja der rauen See einmal Tribut zollen und die Fische füttern. Hier ist es nah vor der Küste bereits über 1000 Meter tief (Und ich geh doch eigentlich nur da ins Wasser, wo ich den Boden sehe- oh mann, was habe ich da getan) und es war mörderischer Wellengang, der besonders im Wasser sehr hart war. Aber wenig später paßte bei Katja die heiße Schokolade mit Keks auch wieder rein. Das war ein lustiges Spektakel, weil man versuchte, die Delfine mit Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen und alle sangen und quiekten durch ihre Schnorchelmasken. Katja hat mit der Nationalhymne nach eigener Aussage gute Erfolge erzielt. Damit haben wir die Südinsel für beendet erklärt und haben uns auf den Weg nach Picton gemacht, um mit der Fähre die Cookstraße zu überqueren. Da ich seit Anfang der Reise keinen Alkohol trinke, müssen wir unsere Route und Zeit in allen Ländern auch nicht nach den berühmten Weinbauregionen opfern, das trifft sich seht gut, denn so mussten wir nicht extra durch Marlborough touren, sondern konnten uns gleich nach Wellywood aufbrechen.

Randnotizen: Katja hat letztens nach einem anstrengenden Tag mit einem (eigentlich) tollen Salat ein Scherbengericht abgehalten. Wir haben gerade festgestellt, dass wir nicht mehr wissen, wann wir das letzte Mal in einem Zimmer geschlafen haben: Das war über den Jahreswechsel in Adelaide. Haben einen kleinen Vogel totgefahren, der dann mit dem Kopf unter dem Scheibenwischer steckenblieb. Ich habe ihn geborgen, am Straßenrand beerdigt und mit einem Kreuz aus 2 Stöckern bedeckt. Ruhe in Frieden, kleiner Freund. In einem Infocenter wurde ein Ehepaar gefragt, aus welchem Land sie kämen. Nach mehrmaligem Nachfragen stellte sich heraus, dass sie Wales sagten und man es doch wenigstens am Akzent merken müßte- die in den Kolonien sind doch echt zu dämlich. Ein nassforscher Traveller erklärte der Infodame, er wolle zu den Delfinen vom Ufer aus Schwimmen. Der hat wohl zu oft Flipper gesehen, das Greenhorn. Aber das letzte Wort gebührt einer Bekanntschaft Katjas: Sie hatte eines Morgens ein Mädchen im Bad, das auf dem Becken vor dem Spiegel saß und erklärte, es hätte so gerne Karies, weil ein Freund meinte, dass Füllungen so doll Spaß machen. Mensch, Tatsache! Den Freund hatte ich auch…den haben mir meine Eltern nur nie geglaubt…!
Übrigens bin ich auch ein bißchen beleidigt, dass offensichtlich niemand meinen Miranda – FANTAstisch - Scherz verstanden hat oder war er etwa zuuuuu sehr unter Eurer Würde? Unter unser nämlich nicht….