Samstag, 26. Februar 2011

No shirts, no shoes, no worries

...wie ich die Leichtigkeit des Lebens in NZ erfand, aber die Realität trotz aller Strenge Humor bewies und das Motto Wahrheit finden ließ: Gepäck ist weg.

Ihr kommt nun in das zweifelhafte Vergnügen innerhalb von kurzer Zeit sehr viel von uns zu lesen und zu sehen. Nach dem Eintrag und den Bildern zur Südinsel vom 19.02.2011, folgen nun zwei weitere Textteile und die Fotos zur Nordinsel NZs. Wenn ihr also noch nichts zu NZ gelesen habt, müßt ihr weiter unten beginnen, sofern ihr eure abonnierte BZ ausgelesen habt.

Auf nach Südamerika! Auf der Suche nach Eldorado! Bis zum bersten erfüllt mit dem Forscherdrang eines Alexander von Humboldt. Ach, ich liebe pathetische Anfänge! Da dachten wir auf dem Flug schon etwas furchtsam, nun geht es wieder los mit eigenem Klopapier und Wasser nur aus der Flasche, keine öffentlichen Toiletten im makellosen Zustand (NZ adieu) und der Rückkehr zur Langsamkeit: Einkaufen bedeutet weite Wege zu Fuß mit Gepäck, so auch das tägliche Bewegen, wenn man auf Taxis verzichtet und noch nicht die Irrwege der örtlichen öffentlichen Busse studiert hat (Bei unserem Spanisch klappt das freilich allenfalls kurz vor der Abfahrt). Erfolgreiche Tage bestehen aus Zielfindung, Realisierbarkeit theoretisch und praktisch: Organisation der Anfahrt, Anfahrt des Ziels, Zielbegehung, Organisation der Rückfahrt, Rückfahrt und Erreichen des Ausgangspunktes. Kenntnis des Namens und die Fähigkeit zur Verdeutlichung dessen gegenüber Dritten vorausgesetzt (dies alles versteht sich definitiv ohne Gewähr). Aber nun haben wir den Kopf erst mal mit anderen Dingen voll- unser Gepäck! Keine Zeit, dem Auto nachzutrauern, an das man sich schneller gewöhnt als gedacht. Schöne Grüße an Tüten-Gudrun an dieser Stelle, wir nehmen Deinen Situationswitz aus Chile als Messlatte unseres Verhaltens als Gepäcklose, nur gehen wir davon aus, dass bei Dir die sichere Rahmenorganisation etwas straffer gezogen war. Die Venezolaner wollten uns am Flughafen gewiss auf ihre (leider) spanische sprechende Art und Weise auch unter die Arme greifen, aber doch am liebsten tief in die Tasche, weil nach jedem dritten Satz die verlangende Frage nach „money change?“ kam. Man sitzt entspannt am Gepäckband auf seinem leeren Gepäckwagen und wartet, da schleicht sich von der einen Seite ein Putzmann mit Besen heran und nuschelt einem die konspirative Frage in das eine Ohr. Von der andere Seiten pirscht sich währenddessen ein möglichst beschäftigt wirkender Wagenschieber heran und säuselt einem verlockend in das andere Ohr hinein. Wir haben uns einfach mit einem erbärmlichen Kurs am offiziellen Schalter bescheissen lassen, dass ist nur was für die ganz Harten im Ertragen. Den besten Kurs bekommt man wohl an den Posadas selbst, da sind wir dran. Aber als Pfand für unsere Rucksäcke haben wir ja immerhin den Regen, wie sagt man so schön, im Gepäck- bei uns im Handgepäck. Trotz der Trockenzeit regnet es stündlich kräftig seit wir hier sind, die sollten sich lieber kräftig schinden, dass alles hier ankommt von unseren Sachen. Wenn unser Gemüt erst mal aus dem Gleichgewicht gerät... Zu was aber der Regen bei einer Ausführung Klamotten (ja, auch nur einmal Schlüpper und Socken) und den Temperaturen hier und den 3 Tagen Flughafen zuvor führt? Zu einer intensiven Entwicklung von Mikrokosmen einheimischer Bakterienkulturen par exellance. So absurd es auch mit dem uns verfolgendem Wetter und den Katastrophen ist, gibt es doch von NZ Tragisches zu berichten: Wie alle sicherlich mitbekommen haben, ist bei Christchurch ein schlimmes Erdbeben geschehen, an unserem Abflugtag. Das haben wir noch mitbekommen und so ist auch die Kathedrale, die wir im Blog erwähnten und in der wir den Gottesdienst verbracht haben, eingestürzt und es soll auch viele Menschleben gekostet haben. Dass es diesmal im Gegensatz zum Beben des vergangenen Jahres zwar auf der Richterskala niedriger ausfiel, aber näher an der Oberfläche stattfand und zeitlich genau die Lunchtime abpaßte, führte sicherlich zu der höheren Anzahl an Betroffenen. Aber da wißt ihr bestimmt genauer Bescheid durch die Nachrichten.

Doch nun drehe ich die Zeit noch ein bißchen zurück, soll Euch doch das gleiche widerfahren wie uns: Der 22.02. war ein langer Tag. Wir flogen an ihm um 21 Uhr von Auckland ab und kamen um 17 Uhr am selben 22.02. in Argentinien an. So wurde uns ein Abend in diesem schönen Land geschenkt. Buenos Aires: Die Stadt des Salsa! Tango! Theater! Nächte durchtanzt, Romantik, Straßen entlang spaziert! Hola! Kultur und Geschichte, Dramen und Schicksale! Ciao Bella!- Wir waren Steak essen und zwar große Portionen, viel und schnell, sorry. Dann die Nacht am Flughafen, wenn ihr es genau wissen wollt, auf Terminal A verbracht. In B, wo wir später einchecken mußten, war es nämlich nicht so schön. Schlechtere und ungünstiger positionierte Bänke und die Infrastruktur für uns im Flughafen Gestrandete (Stromanschluß, Klo, McD, Mülleimer, TV-Bildschirm, Sicherheitsleute) um einiges rudimentärer. Da spielte Terminal A in einer ganz anderen Liga, war einfach nicht so dreckig oder besser „messi“ da (Sorry, ich mußte den argentinischer Weltfußballer irgendwie mit reinbringen). Außerdem bekam Katja hier eine Spam-Sms sehr rüden Inhalts aus Deutschland, sowas hatten wir noch nie. Nun denn, so kamen wir jedenfalls dann nach 41 Stunden Reise an. Alles weitere dazu aber im nächsten Blogeintrag.

Wir haben rübergemacht! Unsere Republikflucht


Wie es zu erwarten war, überquerten wir die Cookstr. im Regen und segelten mit unserer persönlichen Gorch „Fog“ und einer undurchdringlichen Nebelwand in den Hafen von Wellington ein. Bei dem Wetter hätte Captain Cook noch so guten gucken können, er hätte es niemals gesehen. Aber in der Stadt war immerhin für Spektakel gesorgt. Es fand gerade der Fancy-Dress-Day statt im Zusammenhang mit dem Turnier der 7 besten Rugbymannschaften der Welt und dem Nationalfeiertag zum Gedenken an den Vertrag von Waitangi vom 6. Februar 1840. Was der beinhaltet sei dem geneigten Leser zur Fortbildung ans Herz gelegt. Nur soviel vorab, es ist eine immer noch umstrittene Übereinkunft der Maori-Repräsentanten mit der brit. Krone und machte NZ faktisch zur britischen Kolonie. Der geschichtsträchtige Vertrag von Waitangi ist die Klammer unserer Nordinselreise. Wir setzten unseren Fuß am 6.2. auf den Boden der Nordinsel und die letzten beiden Nächte schliefen wir in Waitangi in Sichtweite des leider überteuerten Parks. Wir haben wenigstens ne Tüte Süßigkeiten mit dem Aufdruck erstanden, um unsere Ehrerbietung klar und deutlich zu machen. Und natürlich auf einem Campingplatz in Maori-Besitz unser Campervanchen gebettet, was hier im Norden allerdings keine Seltenheit ist. Von den 7 ursprünglichen Maori-Stämmen, die NZ besiedelten, wandte sich nur einer der kalten Südinsel zu (Pluspunkt dieser: Weniger andere Stämme), der Rest blieb im mütlicheren Norden. Somit ist der indigene Bevölkerungsanteil im Norden NZ auch heute noch deutlich höher. Manchmal entscheidet sich der Lauf der Geschichte eben an Banalitäten, wie z.B. hier im Falle der Besiedelung NZ, dass der gefürchtete Häuptling „Kalter Fuß“ es abends gern kuschliger hatte, nachdem er ein paar Moas entleibt hatte.

In sogenannten Wellywood, die immer noch die Heimat des Peter Jackson (Reg. Herr der Ringe) ist, haben wir dann die uns durch den Regen gegebene Zeit im herrlichen Te Papa Museum verbracht. Nur zu empfehlen und natürlich kostenlos. Wir sind dann relativ flink nach Norden gefahren, haben zwischendurch in Kaitoke im friedlichen Drehort des Elbendorfes Bruchtal aus dem Herr der Ringe-Film geschlafen, um das Klischee zu bedienen (War uns nicht deshalb wichtig und kann eh nur ein bekennender Jünger dieser Filme meinen zu erkennen, der jede Szene unzählige Male studiert hat und mit der Nase raufgestoßen würde). Eine Morgenwanderung mit einem Marsch über einen Hängebrücke begonnen und ja, ich habe versucht, sie so doll ich kann hin und her zu schwingen und Katja hat es heimlich gefilmt. Sieht leider aus wie nen Schimpanse auf LSD an Gitterstäben rüttelnd und Seile reißend wie ich nach schamroter Durchsicht zugeben muß. Konnten in Jerusalem nicht im Kloster übernachten, war leider voll. Sind dann weitergefahren, aber Bethlehem kam nicht. In Wanganui haben wir unser erstes Knöllchen bekommen, aber nicht wegen meiner ersten eklatanten Geschwindigkeitsüberschreitung, sondern wegen Parkens (wir hatten sehr zum Ärger Katjas bereits 3 Dollar reingeworfen). Egal, haben wir sofort beglichen und sogar Rabatt bekommen. Und schon waren wir in der vulkanischen Mitte des Landes. Wir umrundeten den fast immer hinter Regenwolken versteckten Mount Egmont/Taranki an der Westspitze (Last Samurai mit Tom Cruise) auf dem Surf Highway und bewanderten die allseits bekannten Klamms des Tongariro National Park (Herr der Ringe, die Butze des Bösen) in einer tollen ca. 8-stündigen Wanderung durch grandiose Lavalandschaft (letzte beeindruckende Aktivität: Abgang seines Kratersees 2007) Ein leider heillos überlaufenes Highlight unser NZ-Reise wie man an den Bildern unschwer erkennen kann. Wir hatten tolle Aussichten und ein Schweineglück mit dem Wetter, das sich wahrlich gehalten hat. Dort marschierte auch ein abgefahrener Japaner mit, der zwar richtig verstanden hatte, dass man im sehr steilen und rutschigen Terrain durchaus wie beim Skifahrer „kanten“ kann und seitwärts laufen. Aber er machte es im zappelig lächerlichem Laufschritt und in einer bescheuerten Länge der Geraden parallel zum Berg, so dass man langsameren Schrittes gerade aus schneller war (trotz des ungläubigen Kopfschüttelns), aber Achtgeben mußte, nicht von ihm harakirimäßig aufs Korn genommen zu werden. Auf dem Weg dorthin haben wir noch flink die Republikflucht über den Forgotten World Highway mitgenommen, man gönnt sich ja sonst nichts. Bei der Anfahrt zur „Grenze“ malte ich mir die Szenerie aus: Wir würden auf Bataillons voller schießwütiger Soldaten stoßen willens uns am Rübermachen zu hindern, was es auch koste und wir würden freilich durch Minenfelder kurven müssen. Das Auto würde schließlich zerschossen und qualmend liegen bleiben und ich würde mit Katja auf den Armen über die Fänge des Stacheldrahtzaunes hechten, angeschossen von Helfern die letzten Meter gestützt, heldenhaft, weltweit in die Wohnzimmer übertragen: Ein Fanal der Freiheit! D-Mark! Jährliche Jahrestagfeiern mit uns beiden, Kohl, Bush sen. und Gorbi! So ähnlich war es dann auch. Whangamomona zählt 40 Seelen und erklärte sich 1989 für unabhängig. Da können wir natürlich nicht fehlen und haben mit unserer bodenständigen familiären Art etwas Ruhe in diesen Ort gebracht und inspiriert von dem hier herrschenden Geist des Widerstandes gegen die Obrigkeit mit einem Picknick pazifistisch gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt demonstriert und die zu hohen Preise für anständigen Käse.
An Auckland sind wir nur 2x mal vorbeigedüst, offensichtlich haben wir deutliche Symptome der Stadtflucht nur vice versa. Wir haben in vulkanischen Warmwasserquellen gebadet, die in einen Fluss strömen, blubbernde Schlammlöcher und spuckende Geysire besucht (Dort standen Deutsche ,die sich ernsthaft beschwerten, das es keine Tafel mit Ausbruchzeiten hier gäbe). Haben auch eine Kulturtour mit Gesang, Rabbatz und Haka-Fatz aus Versehen geschenkt bekommen, bei der sich Japaner und peinliche Deutsche mit halbnackten Maoris mit Speeren und kriegerischer Tätowierung fotografieren lassen, haben einer riesigen Kolonie Tölpel am Cape Kidnappers die Aufwartung gemacht und das verlassene und von Maoris besiedelte East Cape besucht. Hier ist die wohl entlegenste Ecke NZ, die Campingplätze und Hostels aus dem Lonely Planet waren alle geschlossen und verlassenen Bruchbuden. Und was passiert uns als wird in der Dunkelheit auf eine Wiese ohne Klo als letzte Campingmöglichkeit vor dem Kap kommen? Dort stehen 4!!! Jucy-Wagen in letzten Tagesschimmer. Wir fielen glatt aus den Schlappen und schauten uns nach versteckten Kameras um. Wir hatten schon Angst, dass wir nirgendswo mehr ankommen und gleich mit dem Auto am Rand der Welt die Scheibe runterfallen, dann sowas. Die letzten Tage haben wir mit größtenteils Sonnenschein im Nordland verbracht und konnten sogar endlich ins Meer. Es gibt niedlich Hafenstädte wie Russel mit interessanten Geschichten wie die des Hone Heke, der hier 4x den Fahnenmast mit der brit. Fahne umhackte und dadurch Kriege entfesselte oder die Mädchenkriege, bei denen sich zwei Stämme zu Hunderten massakrierten, weil die Damen handgreiflich untereinander wurden über die Gunst eines Walfangkapitäns. Haben mit dem Boot die Bay of Islands erkundet und das Cape Reinga besucht, wo am nördlichsten Punkt NZ die Seelen der verstorbenen Maori in die Unterwelt ziehen. Mußten am Ninety Mile Beach einem neunmalklugen (hihi) Franzosen das Auto aus dem Sand schieben. Unser Fahrer meinte: „Cheers. Wir sind nur hier um Bilder zu machen, das Wasser steht gleich bis hier, no worries“ und zeigte fröhlich auf den Türgriff. Der Franzose war schon so verzweifelt, dass er nichts mehr sagen konnte, geschweige denn fähig einen Gesichtsmuskel in sinnvolle Richtungen zu bewegen. Zum Abschluß haben wir versucht, einen Kauribaum zu umarmen. Bei 14 Metern Umfang eine Aufgabe, denen nur Schwaratzkies gewachsen scheinen…

Randbemerkungen:
Ich mußte einmal dringend auf Klo und als ich auf der Schüssel saß, merkte ich plötzlich, wie alles vor mir verschwamm und Kreise zog und ich dachte, nein, nun wird mir hier noch schwindelig, schnell raus. Alles halb so schlimm, das Klo war von Hundertwasser in Kawakawa.
Im Reiseführer wirbt beinahe jede Stadt damit, die meisten Sonnenstunden zu haben und am wärmsten zu sein, da wurde ich schon langsam madig. Was ich aber am wenigsten lesen konnte, waren Jetboottouren oder jede erdenkliche „Funsportart“, mit der sie versuchen, einen natürlichen See, Fluß, Schlucht oder Berg in ein zeitgemäßes adrenalingeladenens Spektakel zu verwandeln. Kann man nicht einfach sagen: „Ah, da schaue, Weib! Ein schmucker See vor herrlichen Bergen. Laß uns davor sitzen, die Füße baumeln und den angestrengten Blick sich auf ihm ausruhen lassen.“ Nein, da muss man mit Schirmen am Boot hängen oder auf Bananen drauf rumdüsen oder von irgendwo runterspringen an Seilen oder nicht. Überall steht das: „Es gibt zwar wenig zu sehen, ABER MAN KANN GANZ TOLL JETBOOT FAHREN.“ Manchmal tut es gut, das vermeintlich spießbürgerliche Innehalten vor eindrucksvollen Naturattraktionen genießen zu können, ohne dass man auf dem größten Vulkansee ne Hole-in-One-Challenge abhalten muss oder sich aus dem Flugzeug hineinstürzt.
Der Supermarkt New World ist auf der Südinsel deutlich besser. Im Norden sollte man lieber auf Woolworth ausweichen. Das auch englisch genannte „Glockenspiel“ von den wahrlich „hölzernen“ Romeo und Julia des Turms in Stratford ist keinen Besuch wert.

Laßt Euch übrigens von dem sonnigen Wetter bei den Bildern nicht täuschen. Wir haben euch nur die schönen ausgesucht (fast) :o)

Das wars mit NZ. Sweet! Easy as that!

Die Schwaratzkies

1 Kommentar:

Jocki hat gesagt…

Verweile doch, du bist so schön! - Ich teile Eure Randbemerkungen. Wunderbarer Einstiegssatz dazu übrigens.

Ich wünsche euch weiterhin so viel Glück wie in Christchurch und viel lecker Steak.