Samstag, 19. Februar 2011

It's a Jucy kind of a journey...

… “You can sing as long and as loud as you want in here. Try that on a bus and see how many friends you make”
Nachdem uns der Flug ungefragt 2h Zeit abgenommen hatte, haben wir so beiläufig gealtert unser Auto, einen knallgrünen Jucy Crib (warum sind eigentlich alle Camper weiß?), in der Nähe des Flughafens in Empfang genommen. Da wir damit offiziell zur „Jucy-Family“ gehören, winkt man sich auch eifrig auf den Straßen Neuseelands (im folgenden Text NZ) zu, wenn einem ein anderer Wagen begegnet. Üblicherweise geschieht das mit hektischen, abhakten Winkbewegungen des Unterarms und weit aufgerissenen Augen und Mund- nach dem Motto „man weiß ja, dass es lächerlich ist und steht eigentlich auch darüber und karikiert es deshalb mit Übertreibung“, aber eigentlich macht es den meisten doch insgeheim Spaß, denke ich. Tja, so verrückt ist unsere Familie und wenn man beim Servicetelefon anruft, wird man auch mit „Hi, here is Lucy from Ju…cy“ begrüßt, da fühlt man sich gleich wie Daheim. Die zotteligen Typen am Schalter beim Abholen machten sich noch darüber lustig, dass alle Deutschen so einen Quatsch fragen, ob das Auto bei Abgabe auch gesaugt sein soll. Nun denn: So bekamen wir natürlich ein versifftes Auto abgeliefert! Die Deutschen sind gerade auch 80% der Abnehmer und hier in Horden unterwegs wie jeder Einheimische bestätigt. Wir wundern uns auch über die Anzahl von Israelis, Schweizern und Holländern, die durch die Welt turnt. Gemessen an der Anzahl der Einwohner kann eigentlich nur noch ein geringer Teil der Bevölkerung innerhalb der Landesgrenzen ausharren. Wir können in dem Auto selbst kochen (sofern es der Wind und der Gasvorrat zuläßt), haben einen Kühler für Vorräte und einen Wassertank mit kleinem Waschbecken. Dann wir das Bett umgebaut, durch das Dachfenster den immer noch grandiosen Sternen zugesehen, sofern es freilich das sehr nasse Wetter hier zuläßt oder bei Taschenlampenschein gelesen. Katja macht das Brutzeln auf dem Gaskocher mächtig Spaß und sie ist wirklich gut mit der einen Platte, was natürlich von meiner Seite auf Gegenliebe und Unterstützung stößt :o) und sie verteidigt unser Essen und Vorräte wahrlich furchtlos und rechtschaffen gegen freche Enten, Möwen und Insekten, die wir dennoch manchmal aus dem Topf fischen müssen. Letzens ist ein Grashüpfer in den Tod gesprungen, für ein Risotto! Das muß man sich mal vorstellen…Was ein Jammer.
In NZ kann man auf DOC (Department of Conservation)-Campingplätzen schlafen. Das sind Campingareale in der Natur ohne Einrichtungen. Also meist außerhalb des Stadtbereiches auf Feldern, Wäldern oder an Seen, auf denen es gewöhnlich nur ein Plumps-Klo gibt. Also kein Warmwasser, Duschen oder beheizte, trockene Räume. Aber fließend Wasser meistens aus dem Hahn oder der Platz ist halt am Fluss oder See gelegen, zum Abwaschen etc. ok. Zum Trinken muß eben abgekocht werden. Aber im Zweifelsfall ist hier in NZ das Wasser auch trinkbar. Unseren indisch gegerbten Lederbeuteln (Mägen) kann eh so schnell kein schlechtes Wasser mehr was anhaben.

Wir fahren in der Abendsonne über malerische Felder und durch sanfte Täler, wir müssen Gatter öffnen und schließen. Dann offenbart sich eine Senkung umrahmt von bewaldeten Anhöhen mit Schafen und einem Bächlein durchzogen vor uns. Saftiges grün und eine Handvoll Autos auf sehr weiter Fläche verteilt. Irgendwo hinter Bäumen oder Bodenwellen versteckt, so dass wir uns beinahe gänzlich allein fühlen, nur bewacht von den Schäflein um uns herum, von denen wir auch am nächten Morgen geweckt werden- so war es auf unserem ersten DOC-Campingplatz bei Geraldine, ganz ohne Orks und Gollums. Dort habe ich mich, ob ihr es glaubt oder nicht, aus irgendeinem unbestimmbaren Grund heimisch gefühlt. Nur ein Thron wurde mir nicht dargeboten. Außerdem regnete es, das würde in Geraldinien nicht vorfallen. Als wir dort unseren Einkauf im Campervan verstauten, wurden wir übrigens von einem Japaner, mit der konventionellen Waffe, der Videokamera bewaffnet, dabei argwöhnisch beäugt. Er traute sich auch, ein paar Schritte näher zu kommen und durch unseren offenen Kofferraum zu filmen. Er benahm sich wie ich als Kind, wenn man bei gefährlichen Tieren im Zoo dennoch durch die Stangen fassen möchte, um die Tiere zu berühren oder überlegt, bei Freibecken in Aquarien doch ins Wasser zu fassen. Das durfte man in einem Becken in Sydney tatsächlich und da war ein kleiner Schnappfisch, der mich gleich in den Finger piekte, woraufhin ich ihm lautstark mit der Trockenlegung seines Beckens drohte und ihm prophezeite, dass er auf nem Caesars Salat von Kati enden würde, wenn er sich nicht besserte- Nein, ich stellte mich natürlich zur Seite und beobachtete amüsiert, wie sich kleine Jungen erschreckten :o) Der Japaner holte dann schnell auch seine Leute und präsentierte ihnen, was er hier Wunderliches aufgetan hatte. So ware wir umringt von 20 Personen, die Fotos von uns und unserem Auto machten.

Wir haben unseren ersten neuseeländischen Tag in Christchurch, einen Sonntag, natürlich im Gottesdienst verbracht, wie es sich in dieser Stadt an diesem Wochentag gehört. Aber ansonsten haben wir NZ relativ profan mit nem Kaffee bei McDonalds und nem Leberkasbrötchen plus Sauerkraut mittags aufm Markt begonnen. Christchurch ist noch deutlich gezeichnet durch das verheerende Erdbeben im September 2010 und somit konnten wir auch nicht in die Baptistenkirche, in die wir eigentlich wollten, da sie notgedrungen umgezogen war. Wir haben in Kaikoura auch unser erstes Erdbeben auf einer Tanke selbst (üb-)erlebt. Gefühlte Stärke 7,8 Realiät wahrscheinlich 0,5. Immerhin sind auf der besagten Tanke die Süßigkeiten aus dem Regal gefallen. Zur Feier des Überlebens hat Katja nen Eis vom Bezahlen mitgebracht. War zum Glück nicht schlimm und wäre auch unschön gewesen, wenn man mich mit freiem Oberkörper und der geschenkten weißen Adidas-Sporthose von Opa Horst auf halb 8 und den Scheibenwischer in der Hand unter dem Geröll gefunden hätte.

NZ besitzt zwar nicht ausreichend genug gefährlich Tiere auf dem Land, um mich bei Anblick einer Schlange wie in Australien magisch aus dem Auto zu ziehen. Katja hat fast graue Haare bekommen und mehrere Tage lang an meinem Intellekt gezweifelt. Dass ich nicht der Hellste bin, war ihr schon immer klar, aber dass mein Überlebensinstinkt auch so rudimentär ausgebildet ist, konnte sie sich nicht vorstellen. Ich beharre immer noch mühsam auf der Position, dass ich den Kampf gewonnen hätte. Aber im und am Wasser tummelt sich hier allerhand, das sich einem förmlich vor die Füße wirft: Süd-östlich von Christchurch waren wir auf der Banks Peninsula und haben unsere Bekanntschaft mit den seltenen Hectordelfinen und vielen Robben gemacht. Dann ging es weiter gen Süden, wo wir auf der Otago Peninsula hautnah Seelöwen erlebten. Im Rahmen einer Tour haben wir dann noch Albatrosse beim Brüten, Robben und die seltenen Gelbaugenpinguinen beobachtet. Hätten wir gewußt, dass wir weiter im Süden all diese Tiere zu Hauf noch selbst sehen würden… Denn die Catlins brachten uns sehr nahe an die Pinguine (wir sind wirklich fast raufgetreten!) und den ausgewachsenen Seelöwen schlechthin an der Cannibal Bay heran. Das war ein Monstrum, da wurde einem angst und bange.
Von dort aus sind wir zum großartigen Lake Tekapo gefahren, wo sich das Ausharren auf einen schöneren Tag lohnte und grandiose Aussichten offenbarte, denn auch das Inland lohnt sich in NZ! Wir konnten morgens eine Wanderung machen und malerisch direkt an einem einsamen See mit unsrem Auto stehen. Bei Mount Cook haben wir auf einem Gletschersee mit dem Boot versucht, ein paar Eisberge umzukippen und ich habe gehofft, dass vom Gletscher noch mal nen Riesenstück abbricht, was aber glücklicherweise nicht geschehen ist.
Wir sind an den Elephant Rocks vorbeigekommen, wo die Chroniken von Narnia spielen und auch zu diesem Zeitpunkt aufwendige Kulissenaufbauten stattfanden. Dass wir hier eh alle 3 Meter an Drehorten vorbeikommen, versteht sich von selbst und die Coolsten tragen auch noch T-Shirts auf denen steht, dass sie irgendwie Staffmember bei den Dreharbeiten von Herr der Ringe waren. Bei den Elephant Rocks trafen wir auch den Eigentümer dieses Privatgeländes, der außer sich war, endlich sein Klo für die Besucher bekommen zu haben. Das hat er uns jedenfalls als erstes ins Gesicht geschleudert und auch dann sofort in sein Handy gebrüllt. Und die Filmleute haben ihm sogar eines gemacht, das aussieht wie die es umgebenden Steinformationen, toll. Die Brille fühlte sich aber ernüchternd gleich an bei unserem darauffolgendem Sitzen auf dem Superloo. Die herrlichen Catlins brachten uns dann zum südlichsten Punkt der Südinsel. Wir befuhren den Milford Sound, fanden zwar den Weg ins Paradies, aber mußten kurz vor dem Eingang umdrehen, weil es zu sehr schüttete. Erholten uns in Wanaka ein paar Tage stellvertretend für die armen getriebenen Lebewesen, die in Queenstown sich in allen erdenklichen Varianten versuchen, zu ertränken oder sich aus Flugzeugen, von Bergen und oder Brücken zu stürzen etc. In Wanaka können wir nur ein Kino mit alter Couch und Sesseln wärmstens empfehlen, in dem es in der Pause riesige frischgebackene Cookies gibt! Unbedingt beeilen, sonst sind alle weg! Von dort aus ging es zur Westküste und dem berühmten Gletscher Franz Josef und weiter im Norden einer schönen Küstenstraße. Wieder an der Ostküste angekommen, haben wir noch sonnige Tage in Kaikoura verbracht. Wir haben Wale beobachtet und sind mit Delfinen geschwommen. Auf dieser Tour mußte Katja der rauen See einmal Tribut zollen und die Fische füttern. Hier ist es nah vor der Küste bereits über 1000 Meter tief (Und ich geh doch eigentlich nur da ins Wasser, wo ich den Boden sehe- oh mann, was habe ich da getan) und es war mörderischer Wellengang, der besonders im Wasser sehr hart war. Aber wenig später paßte bei Katja die heiße Schokolade mit Keks auch wieder rein. Das war ein lustiges Spektakel, weil man versuchte, die Delfine mit Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen und alle sangen und quiekten durch ihre Schnorchelmasken. Katja hat mit der Nationalhymne nach eigener Aussage gute Erfolge erzielt. Damit haben wir die Südinsel für beendet erklärt und haben uns auf den Weg nach Picton gemacht, um mit der Fähre die Cookstraße zu überqueren. Da ich seit Anfang der Reise keinen Alkohol trinke, müssen wir unsere Route und Zeit in allen Ländern auch nicht nach den berühmten Weinbauregionen opfern, das trifft sich seht gut, denn so mussten wir nicht extra durch Marlborough touren, sondern konnten uns gleich nach Wellywood aufbrechen.

Randnotizen: Katja hat letztens nach einem anstrengenden Tag mit einem (eigentlich) tollen Salat ein Scherbengericht abgehalten. Wir haben gerade festgestellt, dass wir nicht mehr wissen, wann wir das letzte Mal in einem Zimmer geschlafen haben: Das war über den Jahreswechsel in Adelaide. Haben einen kleinen Vogel totgefahren, der dann mit dem Kopf unter dem Scheibenwischer steckenblieb. Ich habe ihn geborgen, am Straßenrand beerdigt und mit einem Kreuz aus 2 Stöckern bedeckt. Ruhe in Frieden, kleiner Freund. In einem Infocenter wurde ein Ehepaar gefragt, aus welchem Land sie kämen. Nach mehrmaligem Nachfragen stellte sich heraus, dass sie Wales sagten und man es doch wenigstens am Akzent merken müßte- die in den Kolonien sind doch echt zu dämlich. Ein nassforscher Traveller erklärte der Infodame, er wolle zu den Delfinen vom Ufer aus Schwimmen. Der hat wohl zu oft Flipper gesehen, das Greenhorn. Aber das letzte Wort gebührt einer Bekanntschaft Katjas: Sie hatte eines Morgens ein Mädchen im Bad, das auf dem Becken vor dem Spiegel saß und erklärte, es hätte so gerne Karies, weil ein Freund meinte, dass Füllungen so doll Spaß machen. Mensch, Tatsache! Den Freund hatte ich auch…den haben mir meine Eltern nur nie geglaubt…!
Übrigens bin ich auch ein bißchen beleidigt, dass offensichtlich niemand meinen Miranda – FANTAstisch - Scherz verstanden hat oder war er etwa zuuuuu sehr unter Eurer Würde? Unter unser nämlich nicht….

1 Kommentar:

Jocki hat gesagt…

Lasmiranda den Sevilla?