Samstag, 16. Oktober 2010

no riksha, no room, no hash, no silk, no boat - no problem

Sorry fürs späte Melden und die langen Texte. Wir haben von den letzten 72 Stunden ca. 50 Stunden per Zug oder Bus am Tag und in der Nacht verbracht. Die nächsten Berichte kommen hoffentlich wieder regelmäßiger, nicht so zerpflückt und mit Bildern!

Unser 1. Gespräch nach ein paar nötigen Stunden Schlaf der puren Erschöpfung in einem Dreier-Stockbett im Zug verlief folgendermaßen. Katja: „Hast Du gut geschlafen?“ Gerald: „Ja! Erst rechts, dann links, dann Rücken. Und Du?“ Katja: „Ich auch, aber erst rechts, dann Rücken, dann links, dann wieder Rücken und rechts.“ Ihr bemerkt die Tiefgründigkeit unser Gespräche. Da hat sich das Studium der Geisteswissenschaften doch wirklich gelohnt.

Nachdem wir uns von unserem Ausflug nach Spiti erholt hatten, in Form von Essen, schlafen, shoppen, spielen, Sonne genießen, konnten wir dann in Manali noch ein bißchen loslegen.
Flußwanderung am Beas, sehr eng und geröllig, aber hat sich gelohnt. Über Steine geklettert, tolle Natur und beständiges Grollen des Flusses. Erinnnert mich manchmal an Vietnamkriegsfilme, bin auch beständig darauf gefaßt, dass eine Horde Vietkong aus dem Gebüsch bricht. Ich konnte meine kindliche Seite nicht ausblenden und mußte an passenden Stellen möglichst große Steinbrocken in den Fluss schmeißen, super
Haben dann noch ein Canyoning überlebt. Mussten samt Ausrüstung erstmal 1,5h den Berg hinauf klettern, bis wir am Wasserfall angekommen waren. Nachdem ich meinen wetsuit angelegt habe, denke ich, dass ich auch ohne Probleme nun Preßwürste herstellen kann. Mit dem Darmüberziehen haben wir beide nun kein Problem mehr. Das Ausziehen war schlimmer, da hätte ich auf einem Fuß tanzend fast das Zeitlich über einer Klippe gesegnet. Ich habe die Erklärungen über die verschiedenen Haken und Seile nicht vollends verstanden, aber was solls. Wir sind wagemutig gefolgt. Ich bin den 1. Wasserfall hinutergepoltert. Bin zwar eher der robuste Absteiger, aber dafür schnell. Katja hat weniger versucht, den Berg beiseite zu schieben als ich, aber dafür war sie ein bißchen langsamer und eleganter. Mußten durch Steilwände, engere verwinkelte Abschnitte und eine Wand vorwärts aufm Arsch runterrutschen. Da saß man dann etwas suizidär mit über die Klippe baumelnden Beinen vor dem Abgrund. Vor dem letzten Fall war noch ein Abrutschen bei dem man den Kopf hochhalten sollte am Ende. Ich runter und natürlich mit voller Wucht vom Wasserfall in nen Becken gedrückt worden. Als der Guide mich gerettet hatte, konnte ich in ein lachendes Gesicht schauen, wollt ihn hauen, aber er war irgendwie in der stärkeren Position. Dann kam Katja und er zwinkernde mir zu. Natürlich gleicher Fehler, sah aber lustig aus. Hab natürlich auch gelacht. Am Ende des Abstiegs trocknete ein Typ seine Wäsche und hatte nur ne Unterhose an, was aber angenehm für ihn schien. Hat von Katja aber auch nen Keks bekommen. Haben danach auf einer freischwingenden Hänge-Terrasse noch bei entspannter Reggaemucke unser Überleben gefeiert.

Sind dann weiter in das religiöse Manikaran. Keine Europäer, aber eine Menge Pilger. Das Dorf ist komplett auf heißen Quellen gebaut und dampft aus allen Löchern. Der Basar ist ausschließlich auf Inder ausgerichtet- was am Stil der Souvenirs für Inder erkennbar ist. Nennen wir es ehrlicherweise billiger Plastikscheiß. Das Hotel, direkt am Fluß mit Balkon und Blick auf den Tempel ist für 3€ super. Köstlicherweise wurde das Hotel mit Heißwasser angeboten, was natürlich ein ausschlaggebender Punkt ist, wenn man abends in der Kälte noch duschen will. Jedoch hier war es ein guter Trick: Das Hotel hatte einen Hotwater-Pool (eher ein Brunnen) und deshalb bei uns im Zimmer natürlich nur kaltes Wasser. Der Abfluss unseres Waschbeckens geht direkt auf den Boden. Katja stellt richtig fest: Da könnte man sich beim Zähneputzen gleich auf die Füße spucken.
Im besagten Tempel wurden wir sofort vom ehemaligen Stage-Manager von Notorious B.I.G. abgegriffen. Aber nachdem der tot war hat er ein Restaurant in NZ aufgemacht, jetzt macht er allerhand „interantional business“, auch in Berlin- natürlich! Viele Leute kochen ihr Essen in heißen Becken am Fluß, direkt in dem 94° heißen Quellwasser. Hier war Katja auch kurz davor einen Jungen hinzurichten, der einen Welpen mit voller Wucht auf den Boden feuerte. Wir waren nur zu weit entfernt, ansonsten hätte er sich lange an uns erinnert.

An unserer nächsten Station, Mandi, haben wir von den 81 Tempel ein paar gefunden und sind direkt weiter nach Rewalsar, wo wir zum Übernachten in einem schönen Kloster gelandet sind, mit Blick direkt auf den See und Balkon. Ich wollte dann aufs Klo und wollte spülen, ging nicht. Sah mich einer Reihe an Knöpfen und Drehmöglichkeiten gegenüber. Ich war unsicher, wollte ja keinen atomaren Zwischenfall zwischen Indien und Pakistan hervorrufen, wenn meine Notdurft in den Äther geschossen würde. MIt Katjas Zureden mutig den richtigen Hahn gefunden, um erst mal Wasser einlaufen zu lassen.
Da es nun schon beinahe Mittag war und Katja fast verhungerte, mußte Essen her. Klostercafé mit Muffins gefunden. Die sind jedoch schlecht, laut Kellner, erstaunlicherweise immer noch in der Vitrine- lieber nicht nachfragen. Nun denn, den bereits bestellten Tee hat sie ausgetrunken und dann 10m weiter Bratkartoffeln gefrühstückt. Zurück zum See: Hier füttern alle die Fische. Das ist ein unglaublicher Knäuel von Fischen, da hätte man nur nen Käscher reinhalten müssen. Aber da die wohl heilig sind, hätte ich wohl die Beine in die Hand nehmen müssen.
Danach haben wir auf der Terrasse gespielt und wie es kommen mußte, wurden wir von Affen attackiert. Wir haben vorerst den geordneten Rückzug angetreten aufgrund unausgeglichener Waffenstärke. Mein Zähnefletschen reichte trotz meiner beachtlichen Hauer nicht aus. Ich also sofort Messer und alles, was mir nötig schien unter die Arme gepackt und wollte wieder raus, mein Territorium bis aufs Blut verteidigen. Schließlich saß der da draußen mit UNSEREN Keksen und aß sie vor MEINEM Fenster. Auf eine derartige Provokation muss ein Exempel folgen, dachte ich mir. War zwar erstaunlich riesig, aber Gerkules würde das schon irgendwie hinkriegen. Katja fragte mich dann, was ich mit der Leiche machen würde-guter Einwand- doch in meinem Blutdurst sagte ich: Über die Brüstung in den Hof schmeißen. Woraufhin sie sanft antwortete: Gerald, wir wohnen in einem buddhistischen Kloster. Na gut, noch mal Glück gehabt Keule, aber noch mal kommste mir nicht davon.
Haben dann noch ne Rikscha zur Kammspitze genommen, um dort eine Padmasambhava-Höhle anzuschauen. Gefahren ist nicht der Anheuerer, sondern sein zotteliger, bekiffter und stinkender Freund (für alle Freunde von „Notting Hill“: Dies ist mein Mitbewohner, für ihn gibt es keine Entschuldigung), dem wir total vertrauen könnten. Das Plätzchen war malerisch oberhalb eines Bergsees gelegen. Sind dann noch etwas höher durch 1000ende Gebetsfahnen geklettert, Katja hat dann einen 1,5m Varan entdeckt. Ich war hin und weg. Er leider auch. Katja ging weiter und ich habe mich mit Kamera direkt vor seiner Höhle positioniert. Er kam dann auch wieder raus und ich konnte ihn fotografieren.

In Shimla war Gerry erstmal ein bißchen krank- 3 Tage. Katja ist mit einem Engländer, den wir aus Manali kannten zum „Affentempel“ gelaufen. Die beiden wunderten sich noch, warum um die Affen so viel Buheis gemacht wird, die waren ganz friedlich. Trotzdem die Kameras natürlich fest umschlungen und wenn möglich in der Tasche. Doch dann sprang unversehens von hinten einer den Briten an und entriss ihm die Sonnenbrille. Ein Gärtner erledigt die Sache ohne Blutbad: Als er sich dem Affen näherte, gab dieser die Brille frei und trollte sich. Die beiden fragten sich berechtigterweise, was der Mensch denen angetan haben muss in der Vergangenheit. Schon längst außerhalb des Tempelbereichs wurde Katja dann doch noch von hinten attackiert. Zum Glück geistesgegenwärtig an die Brille gegriffen und den Affen abgeschüttelt. Gesiegt
Waren noch in einem Schloß und haben eine Führung gemacht, der Guide hat uns 100x erzählt, dass die Elektrizität vor 120 Jahren von deutschen Ingenieuren installiert wurde und immer noch ohne Reparatur läuft. Jaha! Dann sind wir wieder runter zur Straße marschiert und auf einen Bus gesprungen. Ich konnte mir die Actionsequenz nicht nehmen lassen und hing beim Anfahren noch vor der Tür. Wurde zum Glück hineingezerrt.
Wollten dann nach Rishikesh fahren und sind im Dunkeln zum chaotischen Busbahnhof gelaufen. War natürlich voll und schwer den richtigen Bus zu finden. Ohne Hindi eigentlich unmöglich. Alle erstürmten den Bus, schubsten, drängten, schrien, keine Rücksicht. Wir mit unseren Rucksächen vorne und hinten wie zwei große herumgeschubste Spielbälle mittendrin. Irgendwie reingekämpft mit Gepäck, aufm Dach nur Kartoffelsäcke. Hatten zum Glück zwei Plätze reserviert-der Bus war höllenvoll, alles andere, was wir bislang erlebt und als ausreichend empfunden hatten, war Kindergarten im Gegensatz hierzu. Unsere Rucksäcke lagen im Gang und füllten ihn damit komplett aus und auch 50 cm hoch. Und da hier erst mal 50 min ein Kommen und Gehen herrschte, bevor es losging, sprangen und hechteten und trampelten alle auf ihnen herum. Ich hatte Ellenbogen, Füße und Ärsche im Gesicht. Als wir dann unsre 10h Fahrt begannen, stand der Gang voller Leute, die die 10h auch so verbrachten. Harte Jungs, die konnten nicht mal sitzen.

In Rishikesh gibt es noch den Ashram, in dem die Beatles einige Zeit geweilt haben und angeblich den Großteil ihres White Albums komponiert haben. Zum Sonnenuntergang sind wir zu den Ghats (Treppen am Wasser) in den Ashram gegangen. Haben eine sehr schöne Zeremonie gesehen, bei der ganz viele Jugendliche und Kinder Kerzen schwingen und Mantras singen. Saßen noch ein bißchen draußen und haben zwei Bettelkinder beobachtet, die von ihrer Mutter gehetzt wurden, die geifernd jeden Erfolg ihrer Kinder mit einem ekelhaften Lächeln bedachte und jeden Mißerfolg wütend beobachtete. Sonst zählte sie raffgierig ihr Geld. Eines der beiden war verkleidet wie Shiva mit Plastikschlange und Perücke und Tigerfell etc. Beide haben dann untereinander heimlich noch Geld gezählt und getauscht, damit ja keiner mehr als der andere hat und keinen Ärger bekommt. So sieht hier manchmal die Kindheit leider aus.

Es sieht aus wie eine Traene auf der Wange der Zeit und Sonne und Mond weinen bei meinem Anblick. Wo sind wir wohl?

Viele Schmatzkies von euren Schwaratzkies
(....und Danke an Eileen fuer DIESE Wortschoepfung)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ihr seid natürlich am touch my hall.
Super Geschichten, take care und warum hast du den Affen nicht im Kloster verspeist